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Kirchenaustritt (Symbolbild).

© dpa/Ingo Wagner

Erstmals seit 2018 mehr evangelische Austritte: Kirchen verloren 2024 erneut rund eine Million Mitglieder

45,2 Prozent der Bevölkerung in Deutschland gehören aktuell noch einer Kirche an. Im Jahr 2014 lag der Anteil noch bei 57,4 Prozent. Die katholische Kirche hat rund zwei Millionen mehr Mitglieder.

Stand:

Die beiden großen Kirchen verzeichnen einen anhaltend hohen Mitgliederverlust. Wie aus am Donnerstag von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der katholischen Deutschen Bischofskonferenz veröffentlichten Zahlen hervorgeht, gehörten Ende 2024 noch 37,8 Millionen Menschen einer der beiden Kirchen an, knapp 18 Millionen davon der evangelischen, 19,8 Millionen der katholischen Kirche. Der katholische Wert liegt demnach erstmals unter der 20-Millionen-Marke. In Deutschland machen die Katholiken den Angaben zufolge 23,7 Prozent der Gesamtbevölkerung aus.

2023 waren insgesamt noch 38,9 Millionen Menschen Mitglied einer der Kirchen – mehr als eine Million Menschen mehr. Und das, obwohl die Zahl der Kirchenaustritte 2024 leicht zurückging. Doch Taufen und Eintritte konnten die Zahl ausgetretener und verstorbener Mitglieder aber bei Weitem nicht aufwiegen. 45,2 Prozent der Bevölkerung in Deutschland gehören aktuell noch einer Kirche an. Im Jahr 2014 lag der Anteil noch bei 57,4 Prozent.

345.000 Menschen kehrten 2024 der evangelischen Kirche den Rücken, im Jahr zuvor waren es gut acht Prozent mehr (380.000). Damit verließen erstmals seit 2018 wieder mehr Protestanten als Katholiken ihre jeweilige Kirche. Rund 335.000 evangelische Christinnen und Christen starben der Statistik zufolge. Dem Verlust standen rund 110.000 Taufen und 15.000 Kircheneintritte gegenüber. Unter dem Strich steht nach Angaben der EKD ein Mitgliederverlust um 3,2 Prozent.

2023 waren es noch rund 78.000 Austritte mehr

Aus der katholischen Kirche traten im vergangenen Jahr rund 322.000 Menschen aus, im Jahr zuvor waren es mehr als 400.000. 213.000 katholische Bestattungen meldeten die 27 katholischen Bistümer für das Jahr 2024. Die Zahl katholischer Taufen lag im vergangenen Jahr bei rund 116.000, die Zahl der Wiederaufnahmen und Eintritte bei 6.200.

Die EKD blickt vor allem mit Sorge auf die rückläufigen Taufzahlen, die sich als Konsequenz der Mitgliederverluste in den nachfolgenden Generationen immer weiter fortschreiben würden. „Wir werden alles daransetzen, Menschen mit unseren kirchlichen und diakonischen Angeboten in Kontakt zu bringen und die Bedeutung der Taufe als Ankerpunkt christlicher Gemeinschaft zu verdeutlichen“, erklärte die EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs. Die Zahl der Taufen ging 2024 um rund 30.000 gegenüber dem Vorjahr zurück.

Heute ist es längst keine Selbstverständlichkeit mehr, dass Menschen einer Kirche angehören“, erklärte Fehrs. Gleichzeitig werde es immer wichtiger, gerade in Zeiten unübersichtlicher Krisen Begleitung und Seelsorge zuverlässig anzubieten.

Menschen hätten nach wie vor Erwartungen an die Kirche im sozialen Bereich

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sagte, man dürfe vor den Zahlen nicht die Augen verschließen. „Sie fordern uns heraus, neu zu fragen: Für wen sind wir als Kirche da?“ Die frohe Botschaft sei nicht kleiner geworden, „aber sie muss anders und glaubwürdig unter die Menschen gebracht werden“.

Menschen hätten nach wie vor hohe Erwartungen an die Kirche, vor allem in den Bereichen Bildung, Erziehung, Caritas und soziale Verantwortung. Diese Erwartungen müssten bei knapper werdenden Ressourcen handlungsleitend sein. „Es gilt, Zukunftsfelder zu identifizieren, die nah an der Lebenswirklichkeit der Menschen sind – besonders an jungen Menschen und ihren Familien.“

Die katholische Kirche veröffentlichte am Donnerstag auch Zahlen zu den Sakramentsspendungen, die ebenfalls zurückgingen. Die Zahl katholischer Trauungen lag demnach 2024 bei rund 22.500. Das waren etwa 5.000 weniger als im Jahr zuvor. Bei Erstkommunionen und Firmungen gab es kleinere Rückgänge. (Trf mit Agenturen)

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