
© Gestaltung: Tagesspiegel/Foto: privat
Heimat gesucht, Liebe gefunden: Aleksandra überrascht Jürgen in Polen
Nach der ersten Begegnung trennen sie zwei Grenzen des Kalten Krieges. Bevor sie gemeinsam nach Berlin dürfen, muss er zurück zu ihr – und zu seinen Wurzeln vor dem Krieg.
Stand:
Was ist denn das für ein verrückter Vogel? Jürgen kommt in den Raum geflattert, in dem Aleksandra ihre Schwester frisiert, die hier gleich heiraten wird. Er als ausländischer Gast darf die zurechtgemachte Braut schon vor der Trauung sehen, fällt aber selbst ins Auge mit seinen langen pechschwarzen Haaren, seiner Hose mit weitem Schlag, seinem aufgeknöpften Blumenhemd. Ein Hippie aus Westdeutschland, der hier in Polen nach den Wurzeln seiner Familie sucht und zufällig auf eine Hochzeit gerät. Und dabei eine neue Wurzel findet.
„Als ich sie sah, hat mich sofort der Blitz getroffen“, erzählt Jürgen. Bei der Feier der Schwester sitzen beide nebeneinander und verständigen sich mit Händen und neugierigen Blicken über die Sprachgrenze hinweg. Was beide noch nicht wissen: Bald werden auch sie genau hier heiraten.
Jürgen hätte in Ostfriesland bleiben können. Hierher hatte es seine Mutter nach dem Krieg verschlagen, der Vater kam nach fünf Jahren Kriegsgefangenschaft am Ural hinterher. Zuvor hatten sie als deutsche Bauern in der polnischen Kleinstadt Ostrzeszów gelebt. Nach Kriegsende sollten sie sich entscheiden: polnische Staatsbürger werden oder nach Ost- oder Westdeutschland gehen – und den Hof zurücklassen. Sie ziehen gen Westen, also wächst Jürgen als Nachkriegskind an der Küste auf.
Sie will nicht nur Hausfrau sein
- showPaywall:
- true
- isSubscriber:
- false
- isPaid:
- true