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Smile! Die „Telebubbies“ lassen sich ihre gute Laune nicht verbieten.

© dpa

"Teletubbies" werden 25: Ach und Och

Groß war die Aufregung, groß ist der Erfolg. Seit 25 Jahren machen „Teletubbies“ Winke, Winke.

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Tempora mutantur nos et mutamur in illis. Okay, dieser Hexameter ist bildungsbürgerliche Protzerei, passt aber zum Thema: 25 Jahre „Teletubbies“. Denn diese Art Fernsehen, das die BBC Two am 31. März 1997 erstmals ausstrahlte, brachte sofort eine Debatte auf, ob dieser Zeitvertreib für die ganz Kleinen sein durfte. Die damalige Aufregung mutet, von heute aus betrachtet, nahezu anachronistisch an, die „Teletubbies“ haben sich durchgesetzt, mehr noch, der internationale Erfolg war überwältigend.

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Wenn das Publikum 2022, insbesondere Familien vor dem Fernseher 2022 gelassen oder relativ gelassen mit dem Format umgehen, zeigt das einerseits an, dass die angenommene Gefährdung der jetzt schon erwachsenen Generation ausgeblieben ist, andererseits, dass im Meer des aktuellen Medienangebots die „Teletubbies“ eben nur ein Tropfen sind. Also: Die Zeiten ändern sich und wir ändern uns mit ihnen, durch sie, deswegen.

Knutschkugeln mit Antennen

Die „Teletubbies“, das sind Tinky Winky, Dipsy, Laa-Laa und Po, vier Knutschkugeln mit breitem Lachen im Gesicht, großen Ohren, Antennen auf dem Kopf, Bildschirmen auf den Bauch und mit sagenhaft guter Laune. Sie hopsen, purzeln und laufen durch eine kunterbunte Bilderbuch-Landschaft, oft wiederholen sich die Abläufe, einzelne Szenen waren bewusst langgezogen, um Kindern Zeit zu geben, das Gesehene zu verarbeiten.

Die „Teletubbies“ sagen nichts, sie brabbeln, ihr Begrüßungssong kommt und geht mit dem eingängigen Laut „Ah-Oh“, zum Finale gibt es „Winke, Winke“.

Ehrlich gesagt, waren die „Teletubbies“ für Erwachsene von Beginn an sturzlangweilig, weshalb sich Zeit und Gelegenheit ergaben, sich ernsthafte Sorgen über das Kindeswohl zu machen. In Deutschland, wo das Format zwei Jahre nach dem BBC-Start in den Kika von ARD/ZDF kam, aber auch anderswo richteten sich die Bedenken insbesondere gegen den Babysprech. Wird dadurch nicht die Sprachentwicklung der Jüngsten behindert?

Keine negativen Wirkungen

Diese Sorgen seien unbegründet gewesen, sagte Sonia Livingstone, Sozialpsychologin an der London School of Economics, der dpa. „Die Produzenten haben sich viel mit kindlicher Entwicklung und frühkindlicher Bildung beschäftigt, um die Inhalte lehrreich und nützlich zu machen.“ Gerade die häufigen Wiederholungen und langen Reaktionszeiten bei den Dialogen kämen kleinen Kindern entgegen, meint Livingstone. Erwachsene dürften sich nicht selbst zum Maßstab machen und glauben, Zweijährige würden neue Wörter auf dieselbe Weise lernen wie sie selbst, so die Wissenschaftlerin. Es komme nicht auf die Wörter an, die gesagt würden, sondern auf die Freude an der Kommunikation und das Hin und Her des Dialogs. Aber auch das stellt die Wissenschaftlerin fest: Insgesamt gebe es keinen wissenschaftlich nachweisbaren Nutzen für Medienkonsum bei Kindern unter 18 Monaten, sagt Livingstone. In ihrer Entwicklung förderlich seien Programme immer dann, wenn sie gemeinsam mit anderen geschaut würden und eine Interaktion in der echten Welt hervorriefen, beispielsweise gemeinsam zu tanzen oder das Teletubbie-Lied zu singen.

Also kein Nutzen, kein Schaden der von 1997 bis 2002 produzierten und 2015 wiederaufgenommenen Serie? Ansichtssache. Der US-Fernsehprediger Jerry Falwell identifizierte den lilafarbenen Teletubbie Tinky Winky wegen seiner roten Handtasche und seiner dreieckigen Antenne als schwul und Gefahr für eine gesunde sexuelle Entwicklung von Kindern. Ob Kinder im Vorschulalter irgendeine Ahnung davon haben, was heterosexuell oder homosexuell ist?

Rammelnde Kaninchen

Die Produktionsfirma Itsy Bitsy Entertainment hatte ganz andere Sorgen. Die im Hintergrund hoppelnden Riesenkaninchen rammelten ungeniert, weshalb einzelne Szenen neu gedreht werden mussten. Kaninchen beim Liebesspiel? Nicht bei den „Teletubbies“. Joachim Huber

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