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Ulrich Reitz

© dpa

Wechsel an der "Focus"-Spitze: Das Nachrichtenmagazin entlässt Chefredakteur Jörg Quoos

Der "Focus" trennt sich von Chefredakteur Jörg Quoos. Für ihn kommt ab Oktober Ulrich Reitz, ehemaliger Chefredakteur der Westdeutschen Allgemeinen.

Warmen Applaus und Dankesworte soll es gegeben haben – dennoch hat sich jetzt auch das Nachrichtenmagazin „Focus“ von seinem Chefredakteur Jörg Quoos getrennt. Nach der Entlassung von Dominik Wichmann beim „Stern“ und der „Spiegel“-Revolte um Wolfgang Büchner ist Quoos innerhalb kürzester Zeit bereits der dritte Magazinchef, der in die Negativschlagzeilen gerät. Quoos, der vor 20 Monaten von der „Bild“ gekommen war und die „Focus“-Führung von Uli Baur übernommen hatte, scheiterte beim Burda-Magazin angeblich ganz allgemein an der „Ausrichtung“, über die er sich mit anderen mächtigen Einflussnehmern im Haus nicht einig geworden war. Ersetzen soll ihn ab Oktober Ulrich Reitz, ehemaliger Chefredakteur der „Rheinischen Post“ und der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“. Reitz, der selbst zu den Gründungsredakteuren des „Focus“ zählt, soll das Magazin meinungsstärker machen und das politische Profil schärfen. Tatsächlich fanden sich auf den letzten „Focus“-Titeln auffallend viele weiche Themen unter Schlagzeilen wie „Endlich gut schlafen“ oder „Mehr Erfolg, weniger Stress“. Andererseits gelangen dem „Focus“ unter Quoos auch beeindruckende journalistische Scoops, wie beispielsweise die Enthüllung der Steueraffäre um Uli Hoeneß .

Dennoch soll in den letzten Tagen die Entscheidung gefallen sein, Quoos zu ersetzen. Es gilt als offenes Geheimnis, dass „Focus“-Gründer und Herausgeber Helmut Markwort dabei ein entscheidendes Wort mitgesprochen hat. Zudem hatMarkwort ein enges Verhältnis zu Verleger Hubert Burda – und wohl auch mit ihm die Lage des „Focus“ ausführlich besprochen. Der Entscheidung fiel letztlich gegen Quoos.
Dieser teilte seinen Abschied am Dienstagvormittag in einer etwa fünfminütigen Ansprache den Redakteuren mit, die bis dahin ahnungslos waren. Im Gegensatz zum „Spiegel“, wo seit Wochen die Gerüchteküche um Büchner brodelt, war die Stimmung beim „Focus“ „sehr leise“, wie Insider sagen. Für die meisten Journalisten dort kam Quoos’ Entlassung komplett überraschend. „Vor einem halben Jahr hätte ich damit gerechnet, aber nicht heute“, hieß es unter den Redakteuren. In der Tat hat der „Focus“ gerade einige Projekte erfolgreich hinter sich gebracht: Zum Beispiel seinen Teilumzug nach Berlin. Zudem entwickeln sich sowohl Verkaufs- als auch Leserzahlen momentan wieder positiv, heißt es aus dem Verlag. Eigentlich also kein wirklicher Grund, Quoos zu entlassen.

Sein Nachfolger Reitz, der zuletzt bei der „WAZ“ bereits notgedrungen als Sparfuchs agierte, könnte beim „Focus“ auch den Rotstift auspacken, von dem Quoos kaum Gebrauch gemacht hatte – so wird es zumindest vermutet. Der Verlag dementiert diese Einschätzung. Stattdessen solle Reitz mithilfe der ihm von Burda-Vorstand Philipp Welte attestierten „Focus-DNA“ ausschließlich eine neue, meinungsstärkere Blattgestaltung in Angriff nehmen.

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