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Verlage: Der Sparkommissar schlägt zu

Die Verlagsbranche spielt gerade ein Spiel, in dem die Aufgabe lautet: Stelle eine mit Texten, Bildern und Anzeigen bunt bedruckte Zeitung mit so wenig Leuten wie möglich zusammen. Bei der "Berliner Zeitung" ist ein Massiver Stellenabbau geplant.

Die BVZ Deutsche Mediengruppe Holding (Berliner Verlag, Netzeitung, „Hamburger Morgenpost“) ist in diesem Spiel ziemlich gut. Am Montag teilte Holding-Geschäftsführer Josef Depenbrock dem Konzernbetriebsrat mit, man baue 150 von insgesamt 930 Stellen ab. Die Redaktion der „Berliner Zeitung“ soll es besonders hart treffen, von 130 Redakteuren sollen 90 bleiben. Das Stadtmagazin „Tip“ verliert 17 Stellen. Betriebsratschefin Renate Gensch bestätigte diese Zahlen, Depenbrock verweigerte eine Stellungnahme.

Wann der Stellenabbau beginnen und wie er bewerkstelligt werden soll, blieb ebenso offen wie die Frage, welche Abteilungen neben der Redaktion betroffen sein werden. „So schnell wie möglich“ solle der Prozess beginnen, habe Depenbrock, gleichzeitig Chefredakteur der „Berliner Zeitung“, angekündigt. Beobachter vermuten, dass EDV-, Vertriebs- und Anzeigenabteilungen ausgegliedert werden könnten. Die Redaktion lehnt die Pläne ab. Im Redaktionsstatut sei die „Berliner Zeitung“ als Qualitäts- und Autorenzeitung festgeschrieben worden. Dieses Ziel ließe sich mit den Streichungen in der Redaktion nicht aufrechterhalten, sagte der Sprecher des Redaktionsausschusses, Thomas Rogalla. Das Vorgehen des Verlags zeige, dass nie etwas auf die Beteuerungen der Vergangenheit, die journalistische Qualität der „Berliner Zeitung“ erhalten zu wollen, zu geben war.

Der Verleger David Montgomery, der den Berliner Verlag 2005 kaufte, will bei seinen Investments eine Umsatzrendite von über 20 Prozent erzielen. Protest gegen diese Strategie rührt sich auch bei den Wegener-Blättern in den Niederlanden. Acht Chefredakteure schrieben dem Verleger, das Unternehmen nehme schweren Schaden, wenn die Politik der Kostenreduzierung andauere. cm/ddp

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