Medien: Deutsche unter Palmen
Das ZDF schickt zwei Familien in die Südsee
Der Himmel ist grau, der Empfang am Palmenstrand dafür paradiesisch. Als die Familien Armbruster aus Zwiefalten und Kinder aus Leipzig auf der kleinen TongaInsel Ha’ano eintreffen, ist zwar kein dicker König da, aber dafür alle Bewohner des jeweils gastgebenden Dorfes. Blumenkränze werden verteilt, es wird getanzt und gefeiert, wie es dem schönsten Südseeklischee entspricht. „Da steht das ganze Volk und heißt dich willkommen. So etwas gäb’s in Deutschland nicht“, sagt Andrea Armbruster, 36, die daheim auf der Schwäbischen Alb als Krankenschwester arbeitet.
Vermutlich hätte es einen solchen Empfang ohne die Anwesenheit des Fernsehens auch gegeben, denn die Leute auf Ha’ano sind, wie sich zeigen wird, gastfreundliche Menschen. Allerdings hätte es ohne das Fernsehen die Reisen der Armbrusters und Kinders nicht gegeben: Das ZDF lässt die beiden Familien in „Traumfischer“ drei Monate und vier Folgen lang den durchaus nicht paradiesischen Südsee-Alltag erleben. Der Erfolg mit dem Sibirienabenteuer „Sternflüstern“ (5,88 Millionen Zuschauer/17,6 Prozent Marktanteil) hatte die Mainzer auf den Geschmack gebracht. Ob die Zuschauer diese Art von Echte-Leute-Fernsehen goutieren? Viele Reality-Formate haben Akzeptanzprobleme (siehe Artikel links).
An Kandidaten jedenfalls ist gar kein Mangel. 400 Familien hätten sich beworben, vor allem „um in eine andere Kultur einzutauchen“, sagt Redakteurin Sabine Kemper. Im ersten Teil der 1,2 Millionen Euro teuren Produktion reisen die beiden Familien mit Ketchup, Kaffee und den üblichen Klischees im Gepäck erst einmal an. Die Armbrusters haben neben ihren drei Kindern – vier, acht und 14 Jahre alt – auch noch Opa Uwe, 59, mitgebracht. Das war dem ZDF sehr wichtig, weil ältere Menschen in Tonga sehr geachtet seien. Außerdem war er Wetterbeobachter an der Nordsee und hat, so scheint es, die Ruhe weg. Familie Kinder ist zu viert, und Tochter Nastasia, 16, verkündet, dass sie „schon immer“ in die Südsee wollte, was man ihr sofort glaubt, denn ihr Zimmer zu Hause wird von einer Palmentapete geschmückt.
Vom ZDF gibt’s 250 Euro für den letzten Einkauf und ein Taschengeld, doch den Lebensunterhalt verdienen die Männer, indem sie den Einheimischen vier Stunden am Tag beim Buschroden helfen. Dafür dürfen sie sich bei der Ernte bedienen. Die Frauen kämpfen mit offenen Feuerstellen und fehlenden Wasseranschlüssen. Für den Notfall hatte das ZDF zwar vorgesorgt, aber erst bei gesundheitlichen Problemen wollte das Filmteam eingreifen. „Wir sind ja da, die Probleme zu filmen und nicht zu lösen“, sagt Autor Martin Buchholz. tgr
„Traumfischer“, ZDF, 20 Uhr 15
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