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Qualvoller Tod. Verfangen sich Wale in Fischfangnetzen, ersticken sie zumeist.

© SWR

Arte-Dokumentation: Die Gesänge der Buckelwale

"Mythos Wal": Arte-Dokumentation untersucht das komplexe Verhältnis zwischen Mensch und Säugetier

Es war der Wal selbst, der die Wende eingeleitet hatte. 1970 veröffentlichte der US-Wissenschaftler Roger Payne, ein Experte für Bioakustik, sprich Tierstimmenforschung, „Die Gesänge der Buckelwale“ auf Schallplatte. Sie wird ein kommerzieller Erfolg und gilt als Initialzündung für eine umfassende Bewegung rund um die Meeresgiganten.
Welches andere Lebewesen auf der Erde erzeugt so starke Emotionen beim Menschen wie der Wal? Ein Koloss und trotzdem so friedlich, so majestätisch. Das Größte aller Säugetiere steht sinnbildlich für die vom Menschen bedrohte Umwelt und für den dringend notwendigen Schutz der Meere. Die Arte-Dokumentation „Mythos Wal“, eine deutschfranzösische Koproduktion, beleuchtet die komplexe Beziehung zwischen Mensch und Tier.

Walschützer der ersten Stunde

Der gut recherchierte Film von Leighton De Barros und Peter Moers zeigt verschiedene Protagonisten und Orte, die in besonderer Beziehung zu den Meeressäugern stehen. Einer der Hauptakteure ist der Australier Doug Coughran, Walschützer der ersten Stunde. Dass es den Beständen besser geht, hat vielleicht auch mit seinen Bemühungen zu tun. Doug Coughran ist heute noch aktiv und befreit zum Beispiel Buckelwale aus Fangnetzen und Plastikleinen entlang der westaustralischen Küste. Die Meeresriesen verlassen jedes Jahr die an Krill reichen Gewässer der Antarktis und schwimmen Richtung Äquator. In der wärmeren Klimazone dort gebären die Weibchen ihre Kälber und kehren dann mit den Jungtieren wieder in die arktischen Gewässer zurück.
Auf dem Weg an der westaustralischen Küste entlang bildet Rottnest Island vor Perth eine natürliche Barriere, die die Wale umschwimmen müssen – nicht das einzige Problem. In diesen Gewässern gibt es viel kommerziellen Fischfang. Coughran und seine Helfer sind dort im Dauereinsatz, um in Leinen verfangene Wale zu retten. Es ist ein Kampf um Leben und Tod, auch für die Retter.
Einst galten Wale als Monster und Verkörperung des Bösen. Historische Aufnahmen zeigen, wie sie brutal abgeschlachtet wurden. Harpunen-Kanonen, erfunden in der Mitte des 19 Jahrhunderts, leiteten das Zeitalter des industriellen Walfangs ein. Millionen Tiere wurden so getötet. Der Film blickt auch auf den Wal in der Kunstgeschichte zurück. „Moby Dick“, ein Klassiker der Weltliteratur, handelt vom Mythos Wal und dem Leben auf einem Walfänger.

Auf den Spuren von Herman Melville

Auf den Spuren des Autors Herman Melville ("Moby Dick") besuchen die Filmemacher die US-Hafenstadt New Bedford. Hier suchte Melville seinerzeit nach Arbeit im Walfanggewerbe. Eine Wissenschaftlerin erklärt auf einem restaurierten Walfänger, wie die Tiere gejagt, eingeholt und zerlegt wurden. Dabei ging es vornehmlich um das damals kostbare Walfett, den Tran. Er wurde für Kerzen, Lampen und als Schmiere für Maschinen gebraucht.
Heute riskieren manche Umweltschützer sogar ihr Leben für diese Tiere. Und immer wieder gehen Bilder um die Welt, wie Menschen in gemeinsamer Anstrengung versuchen, an Küsten gestrandete Wale zu retten und in ihre Heimat, das offene Meer, zurückzubringen. Wissenschaftler wollen mit Drohnen und Sonden die Lebensweise der Wale erkunden. Faszinierend ist für sie unter anderem die starke Bindung, die Wale mancher Arten untereinander pflegen. Der Film vermenschlicht den Wal nicht, zugleich zeigt er, wie ähnlich diese Wesen dem Menschen sind.

„Mythos Wal“, Arte, Donnerstag, um 20 Uhr 15

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