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Medien: „Die letzte Reise“: Arte-Reihe über Sterbenskranke

„Wir gedenken der Verstorbenen und danken ihren Angehörigen.“ Der Abspann nach der fünfteiligen Doku-Serie „Die letzte Reise“ bei Arte ist ungewöhnlich, aber angemessen.

„Wir gedenken der Verstorbenen und danken ihren Angehörigen.“ Der Abspann nach der fünfteiligen Doku-Serie „Die letzte Reise“ bei Arte ist ungewöhnlich, aber angemessen. Denn die vier sterbenskranken Menschen, die Autorin Mechthild Gaßner über Monate hinweg in Berlin mit der Kamera begleitet hat, sind am Ende tatsächlich verstorben.

In der ersten Folge lernt das Publikum Silvia D. kennen. Sie ist 33 Jahre alt, allein erziehende Mutter und unheilbar an Krebs erkrankt. Silvia D. hofft, noch den 18. Geburtstag der Tochter zu erleben. Manchmal packt sie der Zorn. Als sie eine Frau über die Straße rennen sieht, wird sie „stocksauer“: „Warum erkrankt die nicht an Krebs, wenn die so leichtsinnig ist?“ Dagegen kann sich Manfred S. nur schwer verständlich machen: Er hat Kehlkopfkrebs, lebt aber zu Hause. Er kann im nächsten Augenblick sterben oder noch anderthalb Jahre leben. „Dieses Warten – auf die Dauer kann man das nicht“, sagt seine Ehefrau, die von der Angst um ihren Mann aufgezehrt wird.

Es wird also nichts beschönigt, auch ohne dass das Leiden in Nahaufnahme gezeigt wird. „Insgesamt war es wichtig, Distanz zu halten“, sagt Mechthild Gaßner. Erträglich bleiben die Geschichten vom Sterben vor allem deshalb, weil sie auch die Arbeit der Helfer schildern. Petra Anwar zum Beispiel ist dreifache Mutter und Ärztin, groß, stark und resolut. Sie erlebe in der Versorgung Sterbenskranker mehr Erfolge, sagt sie, als wenn sie Patienten in einer Praxis im Schnelldurchgang abfertige. Petra Anwar arbeitet für das Berliner Home-Care-Modell, bei dem sich Ärzte um Menschen kümmern, die ihre letzten Lebensmonate zu Hause bei der eigenen Familie verbringen wollen. Silvia D. wird mitsamt Tochter von ihrer Schwägerin zur Pflege aufgenommen, obwohl diese selbst vier Kinder hat und mit dem fünften schwanger ist.

Mechthild Gaßners Arbeit ist sehr bewegend, aber auch ermutigend. Denn ihre eigentliche Stärke ist, dass die Autorin vom Leben erzählt, von Hilfsbereitschaft und Liebe, von komischen Momenten – und von der Notwendigkeit des Abschiednehmens. Dank der beiläufigen Überzeugungskraft ist die Reihe eine kleine Fernseh-Kostbarkeit. tgr

„Die letzte Reise“, Arte, montags bis freitags um 20 Uhr 15

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