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Ehemalige „Bild“-Chefin: Tanit Koch übernimmt NDR-Sendungen von Julia Ruhs
Nach der Absetzung von Julia Ruhs für die NDR-Folgen von „Klar“ wurde nun ihre Nachfolgerin bekannt. Derweil fordert die NDR-Redaktion vom Sender Aufklärung.
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Die ehemalige „Bild“-Chefredakteurin Tanit Koch wird künftig die vom NDR verantworteten Folgen des Magazins „Klar“ moderieren. Das gab der NDR am Freitag in einer Mitteilung bekannt. Insgesamt soll es im Jahr 2026 sechs Folgen geben, wovon drei vom NDR und drei vom BR produziert werden. Die BR-Folgen moderiert weiterhin Julia Ruhs.
„Die Gelegenheit, das Format ‚Klar’ im Wechsel mit Julia Ruhs zu präsentieren, freut mich sehr. Ich sehe es als Chance, mit meiner Perspektive von außen zur Meinungsvielfalt im öffentlich-rechtlichen Rundfunk beizutragen“, so Koch am Freitag laut der Mitteilung. Die 48-Jährige leitete zwischen 2016 und 2018 als Chefredakteurin die „Bild“-Zeitung, verließ den Springer-Verlag aber nach Auseinandersetzungen mit Julian Reichelt. Nach Stationen bei n-tv und der CDU ist Koch seit 2024 Newsletter-Autorin für den „Focus“.
„Unerlässlich, um die Reputation des NDR zu schützen“
Unterdessen fordert der Redaktionsausschuss des NDR Aufklärung von der Geschäftsleitung des Senders. „Wir wünschen uns von der Geschäftsleitung so rasch wie möglich Aufklärung für alle Mitarbeitenden über die Hintergründe und Einzelheiten zu den programmlichen Entscheidungen in Bezug auf ‚Klar’“, heißt es in einer Stellungnahme des Gremiums vom Freitag, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Das sei unerlässlich, um die Reputation des NDR in der Öffentlichkeit zu schützen.
Die Entscheidung des NDR, das Magazin „Klar“ im Wechsel mit dem BR nach drei Probesendungen fortzusetzen, die bisherige Moderatorin Julia Ruhs aber nicht mehr für die NDR-Ausgaben zu besetzen, sei außerhalb des NDR offenbar teilweise sachlich falsch oder verzerrt verbreitet worden. Bei den Beschäftigten des Hauses gebe es rund um die Weiterführung des Formats „einen großen Informationsbedarf“.
Der Ausschuss hob die verfassungsrechtlich garantierte Rundfunkfreiheit und die redaktionelle Unabhängigkeit des NDR hervor. Über die redaktionelle Ausgestaltung und die Frage der Moderation von Sendungen entschieden allein die Redaktionen des NDR nach bestem Wissen und journalistischen Grundsätzen, „unabhängig und frei von politischer Einflussnahme, egal ob von Bundes- oder Landespolitik“.
Der Redaktionsausschuss reagierte damit unter anderem auf die anhaltende Kritik insbesondere von Unions-Politikern, dass die als konservativ geltende Ruhs künftig nicht mehr die NDR-Ausgaben von „Klar“ moderieren soll, darunter Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU).
Der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands, Mika Beuster, wies „Einmischungen“ in Personal- und Programmfragen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zurück. Äußerungen von CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann, den Rundfunkbeitrag einzufrieren, um den Druck zu erhöhen, bezeichnete er am Freitag als „pure Erpressung“ und als verfassungswidrig. Zuvor hatte bereits ver.di-Bundesvorstandsmitglied Christoph Schmitz-Dethlefsen die Äußerungen der Unions-Politiker moniert und den Vorschlag Linnemanns als „vollkommen inakzeptabel“ zurückgewiesen. (epd, jmi)
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