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Neue Impulse für die Wirtschaft in der Coronakrise? Darüber sprach Anne Will mit ihren Gästen.

© obs/ARD Das Erste

„Anne Will“ zum Virus und der Wirtschaft: Ein Jahr Corona-Pandemie – Zeit für neue Perspektiven?

„Anne Will“ mal anders: Nicht verbale Kampfbahn, sondern Ort für Nachdenkimpulse.

Stand:

Hatte da jemand Anne Will den Rat gegeben, sie solle doch endlich mal die Pforten ihrer Sendung nicht nur den Bedenkenträgern öffnen, sondern auch jene zu Wort kommen lassen, die für neue Impulse aus der Wirtschaft und an die Politik plädieren? Für all jene also, die denken, vor lauter Pandemie-Angst dürfe man doch nicht die ganze Wirtschaft ruinieren?
Die Gästeliste konnte den Verdacht nähren. Da war Peter Altmaier, der Wirtschaftsminister, von Amtes wegen doch eigentlich zu Optimismus in die Wachstumskräfte verpflichtet. Da war der Sozialdemokrat Stephan Weil, Ministerpräsident des Autolandes Niedersachsen. Da saß Clemens Fuest, Präsident des Münchner Ifo-Institutes, einer, in dem sich selbst von konservativen Ökonomien gepriesener Sachverstand und Vertrauen in die Wirtschaftskraft Deutschlands paaren.

Schließlich die Münchner Einzelhändlerin und resolute Kauffrau Brigitte Meier. Sollte da die Leipziger Virologin und Klinikerin Corinna Pietsch nicht mehr als das Feigenblatt der Wissenschaft sein?
Es kam anders. Das lag offensichtlich daran, dass Fakten und wissenschaftliche Erkenntnisse über diese Pandemie, unabhängig von Parteibuch und Funktion, nur bestimmte Rückschlüsse zulassen.

Wenn kein Aluhut das Denkvermögen behindert und blinde Anhänglichkeit an Verschwörungstheorien nicht die Erkenntnisfähigkeit blockiert, dann kommt man offenbar an ein paar Fakten nicht vorbei.

Allgemeiner Tenor: Nichts überstürzen, nichts riskieren

Corinna Pietsch: Restriktionen nicht zu früh lockern, denn erst Erleichterungen schaffen und dann beim Ansteigen der Erkrankungen wieder restriktiv werden, frustriert die Menschen. Gefallen sind die Zahlen der Neuinfektionen doch nur in Ländern wie Sachsen und Thüringen, wo sie sehr hoch waren. In den anderen Ländern herrscht allenfalls Stagnation, das reicht nicht.

Stephan Weil: Wenn langsam wieder Geschäfte öffnen, dann nur schrittweise und nur im Rhythmus sinkender Erkrankungszahlen – nichts versprechen, vorsichtig vorgehen.
Clemens Fuest: Erst müssen die Fallzahlen sinken, dann öffnen, langsam. Mehr testen. Mehr lüften. Regional entscheiden. Um alles in der Welt keine neue Welle an Erkrankungen riskieren.

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Peter Altmaier: Kontakte reduzieren. Wir hatten mehr als 1000 Tote am Tag. Das darf nie wieder kommen. Geduld. Geduld. Geduld.
Dass Brigitte Meier, die sympathisch-bodenständige Münchner Kauffrau und Unternehmerin fordert, man müsse nun langsam wieder an den Start gehen dürfen – ja. Anderes von ihr zu verlangen, wäre arrogant gewesen.

Einigkeit auch darin: Die EU hat Fehler gemacht

Am Ende war es der Wirtschaftswissenschaftler Clemens Fuest, der der EU-Kommission vors Schienenbein trat und damit wohl ein weit verbreitetes Unbehagen artikulierte. Die Europäische Union habe dicke Fehler bei den Verhandlungen über die Impfstofflieferungen gemacht, konstatierte er. Sie war zu spät dran, drückte Preise, wo ganz anderes, nämlich Prämien für schnelle Lieferungen, richtig gewesen wären.

Tut das jetzt, war sein dringender Appell, denn mit einer Kommandowirtschaft (Politik befiehlt, Unternehmen gehorchen) sei da wirklich nichts auszurichten.
Wer Sendungen wie die von Anne Will für eine verbale Kampfbahn hält, in der die Unterlegenen an der Bande kleben bleiben, war am Sonntagabend im Ersten falsch. Wer aber für Nachdenkimpulse empfänglich ist, dürfte nicht enttäuscht worden sein.

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