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Medien: Frauen im Fernsehgeschäft: Problemzone Regie

Wenn für eine neue Sitcom "unbedingt mal" eine Autorin gesucht werde, "reagiere ich nach dem Motto: Hey, ich schreibe doch nicht mit dem Lippenstift". Es ist nicht belegt, ob diese Aussage, die in einer aktuellen Studie über die Beteiligung von Frauen an Spielfilmen und Fernsehserien zitiert wird, bei der Karriere der anonymen Autorin hinderlich war oder nicht.

Wenn für eine neue Sitcom "unbedingt mal" eine Autorin gesucht werde, "reagiere ich nach dem Motto: Hey, ich schreibe doch nicht mit dem Lippenstift". Es ist nicht belegt, ob diese Aussage, die in einer aktuellen Studie über die Beteiligung von Frauen an Spielfilmen und Fernsehserien zitiert wird, bei der Karriere der anonymen Autorin hinderlich war oder nicht. Der Anteil der Frauen in kreativen Schlüsselpositionen (Drehbuch, Produktion, Redaktion) ist in den letzten Jahren jedenfalls gewachsen, nur die Regie entpuppt sich "fast schon als weibliche Problemzone", schreibt die Autorin der Studie, die Kölner Medienberaterin Karin Knöbelspies. Demnach blieb der Anteil der Regisseurinnen 1999 im Vergleich zu 1995 mit knapp 18 Prozent auf niedrigem Niveau stabil. Die vorherrschende Meinung in der Branche sei, dass das finanzielle Risiko mit einer Frau auf dem Regiestuhl viel größer sei als mit einem Mann, kritisiert Knöbelspies. Zudem seien Produktionsfirmen und Sender seien aufgrund des "vermeintlichen Autoritätsproblems" von Frauen sehr zögerlich mit einer weiblichen Besetzung des Regiestuhls.

Stark aufgeholt haben Frauen vor allem als Drehbuch-Autorinnen; 1995 stammten nur knapp 22 Prozent der Film- und Serienstoffe aus der Feder von Frauen, vier Jahre später waren es bereits knapp 40 Prozent. Die befragten Frauen bezeichneten das Drehbuchschreiben, weil es zu Hause ausgeübt werden könne, als "frauenfreundlichste Tätigkeit", auch wenn einige davon überzeugt sind, dass Anfängerinnen schlechter bezahlt werden als Anfänger. Hier wirkt sich offenbar aus, dass die Sender gerade das weibliche Publikum anpeilen, da Frauen mehr fernsehen als Männer und eine größere Vorliebe für TV-Movies haben. Nach Ansicht der Produzentinnen habe sich das Frauenbild in deutschen Fernsehfilmen in den letzten Jahren stark verändert. Sie seien vermehrt "das Subjekt von Geschichten und nicht mehr das zierende Beiwerk".

Dafür dürften auch Frauen in Produktion und Redaktion selbst gesorgt haben; denn diese verantwortlichen Positionen, so scheint es, sind bereits in überwiegend weiblicher Hand. Rund 54 Prozent der Producer/-innen waren 1999 Frauen, und dieser Anteil ist im Vergleich zu 1995 auch angesichts stark steigender Beschäftigtenzahlen gleich geblieben. Bei näherem Hinsehen zeigt sich allerdings, dass die Männer in der Hierarchie der Produktionsfirmen weiterhin dominieren. Die leitenden, sehr gut bezahlten Positionen (Produzent, Senior Producer) sind nur zu einem Drittel von Frauen besetzt. Der Grund sei, so die Frauen "fast übereinstimmend" in den Interviews, dass sie selbst "die Produktion, die Sache in den Vordergrund stellen, Männer dagegen ihr eigenes Weiterkommen". Ein freundlicheres Bild ergibt sich bei den Sendern: "Gerade in den letzten zwei, drei Jahren konnten sich in etlichen Redaktionen jüngere Frauen an die Spitze setzen", schreibt Karin Knöbelspies. Männer sind in den Redaktionen, die für fiktionale Stoffe verantwortlich sind, häufig bereits in der Minderheit - etwa beim WDR- und ZDF-Fernsehspiel. RTL kann mit einem Frauenanteil von 42 Prozent in den Fiction-Redaktionen aufwarten. Nur auf der Ebene der Redaktionsassistenz ist die Welt bei den Sendern noch in Ordnung: Sie ist "eine fast hundertprozentige Frauendomäne".

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