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Helmut Berger ist raus - jetzt muss Olivia Jones ran!

© dpa

Dschungelbuch (2): Helmut Berger ist raus – und der Beschiss da

Steckt hinter jedem Baum ein Ersatz für schwächelnde Dschungelkandidaten? Helmut Berger musste das Camp verlassen - aus medizinischen Gründen. Das klingt schwer nach Beschiss!

Wut, Enttäuschung, Verzweiflung. Will RTL selbst die treuesten seiner treuen Zuschauer verarschen? Helmut Berger musste das Dschungelcamp aus medizinischen Gründen verlassen – die Hitze, der Kreislauf! - und Sekunden später steht der Nachrücker im Camp. Es ist Klaus, die dicke Hälfte der Nordsee-Heuler Klaus & Klaus. Ist das ein blutiger Witz, verbirgt sich hinter jedem Baum schon ein  Ersatz? Haut Georgina ab, seilt sich prompt Gina Lisa mit der Liane ins Camp ab? Klaus mag ein ehrenwerter Klabautermann und Schnauzbartträger sein, trotzdem ist er nur ein Dutzendkandidat. Davon ist das Camp schon übervoll.

Das mag jetzt der vielleicht schwulste Satz der neueren deutschen Fernsehkritik sein: Ich hatte mich in Helmut Berger verguckt. In den interessantesten, tiefgründigsten, geheimnisvollsten Kandidaten der RTL-Show. Seine Merkwürden, der Ex-Weltstar aus Ösi-Land, öffnete durch bloße Anwesenheit den Existenzraum des Dschungelcamps in einen Spielraum. So viel Schauspielkunst kann er sich nicht weggesoffen, weggekokst, weggehurt haben, um die Konkurrenz der Nulpen zwischen Partrick Nuo und Joey Heindle nicht mit dem Winken des kleinen Fingers aus dem Feld zu schlagen. Schein oder Nichtschein, das hätte die entscheidende Frage werden können. Die

Revitalisierung, die Wiederauferstehung des Ex-Weltstars, von dem die „Dummbrote“ im Publikum nur wissen, dass er seine Vormittage mit Schlafen, seine Nachmittage mit Selbstbefriedigung, seine Abende mit Saufen verbringt. Und im Finale dann das: Der Schauspieler, 69, findet zu Shakespeare'scher Größe.

Wollte ich Helmut Berger als King Lear im Dschungel-Reich enden sehen? Lieber tot als lebendig? Der Visconti-Ikone ist das Beste zu wünschen, auf dass sie damit klar kommt, nur noch ein Ex-Weltstar zu sein. Verlacht, bemitleidet und vergessen als überirdisch schöner Ludwig II, wehmütig erinnert als abgründigster Blond-Nazi in den „Verdammten“, tief bewundert als unglaubliche Figur aus Terrorist, Narziss und Bisexuellem („Gewalt und Leidenschaft“). Der kurze Auftritt in der RTL-Show war kein Triumph, er war eine Tragödie.

Hilft nichts, der Berger ist raus. Und wenn die Zuschauer nicht mit Helmut Berger waren, dann müssen sie künftig mit Olivia Jones sein. Die transsexuelle Persönlichkeit muss es sofort bringen. Tut sie es nicht, ist für mich Dschungelcamp VII Geschichte. Schon um RTL zu zeigen, dass ich ein souveräner Zuschauer bin, der für eine gute Show nicht seine berechtigten Ansprüche aufgibt. The show must go on? Es riecht nach  Beschiss im Camp.

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