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Medien: „Ich nenne es Selbstreflexion“ Steven Gätjen über seine ernste Rolle in

Horst Königsteins Fernsehspiel „Unser Reigen“

Heute um 0 Uhr strahlt der NDR ein kritisches Fernsehspiel von Horst Königstein und Jan Bonny aus. In einer wilden Collage von Spielszenen und dokumentierter Realität geht es um Sex, Pornografie, Geld, Ruhm und das verrückte Starsystem. „Unser Reigen“ ist eine scharfe Kritik am Boulevardjournalismus. Die unterschiedlichen Handlungsstränge werden zusammengehalten von einem „Erzähler“, der auch Reporter ist und zum Beispiel eine schräge Figur interviewt, die Michael Jackson sein könnte, oder die Karriere eines sexuell attraktiven Mädchens befördert. Diese Rolle spielt der 34-jährige Steven Gätjen, der MTV-Moderator war und für Pro Sieben das Boulevard-Magazin „taff“ präsentierte. Heute gehört er zur Reportermannschaft des Fußball-Bundesligasenders Arena.

Herr Gätjen, der NDR strahlt einen sehr ambitionierten, experimentellen, polarisierenden Fernsehfilm von Horst Königstein und Jan Bonny aus. In Anlehnung an Arthur Schnitzler heißt er „Unser Reigen“. Sie spielen die zentrale Rolle des „Erzählers“. Wie sind Sie zu der Rolle gekommen?

Horst Königstein hatte einmal ein Stück über das legendäre „Studio 54“ für das St. Pauli-Theater konzipiert. Da sollte ich mitspielen. Er hatte mich bei MTV gesehen. Das wurde leider nie realisiert. Aber er beobachtete mich weiter, wir haben uns häufiger getroffen, dann kam das Angebot.

Ist das ein Wechsel ins ernsthafte Fach?

Ach, so hätte das eine zu große Schwere. Aber es stimmt: Das Thema ist schwer, und bisher kennt man mich vor allem durch unterhaltsame Moderationen. Für mich ist es ein Versuch, der sehr viel Spaß gemacht hat. Ich werde da nichts forcieren, aber sollte es in so einem Metier weitergehen, würde ich nicht Nein sagen.

Ist der Film auch ein Kondensat Ihrer Boulevard-Erfahrung?

Definitiv. Natürlich spitzt er zu. Aber anders als in den USA, wo „Entertainment“ doch auch intelligent und tiefgründig sein kann, ist Unterhaltung bei uns tatsächlich oft sehr oberflächlich. Es ist schon schrecklich, wie manchmal ganz junge Leute ins Rampenlicht gezerrt und dann förmlich ausgesaugt werden. Zum Glück war ich schon etwas älter, als es bei mir mit dem Boulevard losging.

Üben Sie mit der Übernahme dieser Rolle auch Selbstkritik?

Ja, auf jeden Fall. Aber ich nenne es Selbstreflexion. Ich stehe zu allem, was ich gemacht habe. Aber inzwischen strebe ich doch stärker nach einer Kombination aus Unterhaltung und Tiefgründigerem.

Sind Sie durch diese Rolle für den Boulevard „verbrannt“?

Nein, aber es ist sicher für mich persönlich einfacher, klar und direkt zu bestimmen, was ich machen möchte.

Glauben Sie, dass Ihre neuen Fußballreporterkollegen von Arena mit dem Film etwas anfangen können?

Meine Kollegen sind wirklich super. Ich werde mit ihnen darüber reden. Nun muss ja nicht jeder jede Szene in dem Film toll finden. Aber das Thema ist herausfordernd für viele Leute: vom Tresen bis zum Vorstand des Axel-Springer-Verlages.

Die Fragen stellte Bernd Gäbler.

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