
© Screenshot: Tsp
MEDIA Lab: Deep Journalism
Stephan Russ-Mohl lädt in der letzten Media-Lab-Kolumne zu einem interessanten Gedankenexperiment ein.
Stand:
Es ist ein Abschied mit Wehmut: Dies ist die letzte Media-Lab Kolumne.
Der Tagesspiegel bricht zu neuen Ufern auf. Auch unser Versuch wird damit beendet, im 14-Tages-Rhythmus auf neue Entwicklungen in der Medienforschung und in der Welt der Kommunikation aufmerksam zu machen und damit wenigstens in kleinen Ausschnitten einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, wie rapide sich gerade die Öffentlichkeit und damit einhergehend auch der Journalismus unter den Bedingungen der Digitalisierung verändert. Solche Einblicke zu vermitteln, hat uns Kolumnisten nicht nur Spaß gemacht. Es war jedes Mal auch eine Herausforderung.
Und diese Herausforderung bleibt bestehen, weshalb ich mit Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, zum Abschied ein Gedankenexperiment teilen möchte. In einem Buchprojekt, an dem ich derzeit mit dem vormaligen Tagesspiegel-Herausgeber Sebastian Turner bastle, rege ich dazu an, den Journalismus neu zu denken: Es geht um „Deep Journalism“ und journalistische Domänenkompetenz.
Was wäre, wenn eine namhafte Zeitung oder eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt herginge und – in Reflektion der tatsächlichen Machtverhältnisse in der Gesellschaft – die Wissenschafts-, Wirtschafts- und Medienberichterstattung deutlich ausbauen würde?
Um als Bürgerinnen und Bürger wirklich mitreden zu können, müssten wir schlichtweg tagtäglich mehr über die Welt der Unternehmen, aber eben auch über den Wissenschafts- und den Medienbetrieb erfahren. Womöglich gäbe es weniger Demokratie- und Politikverdrossenheit, wenn wirtschaftliche Innovationen, wissenschaftlicher Fortschritt und Selbstreflexion des Journalismus mehr mediale Aufmerksamkeit erhielten.
Vielleicht hätte solch eine radikale Umkehr der Berichterstattungs-Schwerpunkte ja sogar segensreiche Wirkungen auf politische Entscheidungsprozesse. Denn diese sind ja immer auch medial getrieben, zugleich von wissenschaftlicher Beratern, von ökonomischen Rahmenbedingungen und von Umfrage-Ergebnissen mitbeeinflusst.
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