zum Hauptinhalt

Medien: „Nico Rosberg ist sehr sexy“

RTL sucht für die erste Formel-1-Saison ohne Schumacher den neuen Helden Boxen: Sportchef Loppe will sich nicht mehr von Don King verschaukeln lassen

Stand:

In der Formel 1 werden die Karten bei Fahrern und Teams neu gemischt. Was sind die wichtigsten Neuigkeiten, die Sie ihren Zuschauern erzählen wollen?

Nach drei Jahren haben wir ein neues Design, durch das sich der Gesamtauftritt unserer Formel-1-Berichterstattung komplett verändern wird. Was wir vorher fast virtuell dargestellt hatten, geht nun wieder zurück zur Realität: Die realen Fahrer werden nun mit 3-D-Animationen kombiniert, das Ganze mit dem entsprechenden Sound unterlegt. Alles ist nun sehr dynamisch und farbintensiv. Formel 1 ist Hightech, superschnell, mit viel Power – darum geht es.

Nach dem Rücktritt von Michael Schumacher stellt sich die Frage, welcher der vier deutschen Fahrer am ehesten seine TV-Rolle übernehmen kann?

Wir sollten nicht darüber diskutieren, wer an Schumachers Stelle treten kann. Die gesamte Konkurrenz ist diesmal so nah beieinander wie nie zuvor. Wir setzen darum auf die Dramaturgie und die Spannung des Wettbewerbs und schauen erst danach, auf welche Position ein Fahrer kommt. Von den Deutschen kann jeder eine herausragende Rolle spielen: Viele setzen auf Nick Heidfeld, andere rechnen damit, dass Nico Rosberg seinen Sprung machen wird. Ralf Schumacher selbst wartet auf die Mitte der Saison, und Adrian Sutil werden wir während seiner Lehrzeit begleiten.

Welche Eigenschaften müsste ein zukünftiger deutscher Held haben, muss er ein Frauenschwarm sein wie Nico Rosberg?

Nico Rosberg bringt sicherlich grundsätzliche Voraussetzungen mit. Er sieht nett aus, ist ein natürlicher Typ, eloquent, unverbraucht und er ist, aus Frauensicht, sehr sexy. Alles Attribute, die eine herausragende Position ermöglichen. Aber ein Held ist am Ende doch der, der Großes leistet.

Nick Heidfeld hat gesagt, dass er Michael Schumacher vermissen wird. Wie geht es Ihnen?

Er wird uns nicht ganz verloren gehen. Wir werden eine Satireecke mit ihm ins Programm integrieren. Schumacher wird in der Formel-1-Bar „Ecclestein“ mit vielen Leuten reden können – als Knetgummimännchen. Real wäre noch schöner, aber man muss ja noch Ziele haben.

Wie sieht es mit Ihren Quotenerwartungen aus?

Wir sind darauf eingestellt, dass das Interesse geringfügig nachlassen könnte. Es gibt in Fachkreisen aber genauso Erwartungen, dass sich das Interesse nach oben entwickelt. Ich glaube, dass die Formel 1 in diesem motorsportsozialisierten Land nach wie vor eine große Rolle spielt. Die Neugier der Zuschauer wird sich gerade bei den ersten Rennen nicht wesentlich von den letzten Jahren unterscheiden.

Haben Sie dieses Signal auch von den Vermarktern bekommen?

Es ist allgemein bekannt, dass die Werbepreise angepasst wurden. Sie wurden für diese Saison um rund 20 Prozent gesenkt.

Bei der Formel 1 läuft der Vertrag mit RTL aus, die Verhandlungen für 2008 laufen gerade. Wo stehen Sie da?

Die Formel 1 genießt bei RTL weiterhin Priorität. Über die aktuellen Verhandlungen wollen wir nicht reden.

Dann lassen Sie uns über Boxen reden. Wann kommt der Vereinigungskampf Nikolai Walujew gegen Wladimir Klitschko?

Wir wollen diesen Kampf. Es ist an der Zeit, dass dieser Kampf stattfindet, darüber sind wir mit Wladimir Klitschko und seinem Vermarkter Sportfive spätestens seit dem Zwei-Runden-Kampf von Klitschko und Ray Austin einer Meinung. Wir wollen, dass dieser Kampf bei uns stattfindet. Und wir haben die besten Argumente auf unserer Seite.

Mit Klitschko und Sportfive können Sie sich ja einig sein, wie aber ist das mit der ARD und dem Walujew-Vermarkter?

Dazu gibt es derzeit von uns keinen Kommentar.

Wie lange kann Promotor Don King die Zuschauer und Sender in Deutschland noch „verarschen“ – wie am Samstag mit Austin gegen Klitschko?

Unsere Strapazierfähigkeit ist begrenzt. So ärgerlich das Wochenende auch war, es gab auch Positives, und damit meine ich nicht nur die RTL-Quote. Positiv war, dass man gesehen hat, so geht es nicht mehr weiter. Das Ausrufezeichen von Klitschko war auch eine deutliche Kampfansage an Don King. Die Botschaft ist angekommen. Ich bin mir sehr sicher, die nächsten Kämpfe werden ganz anders besetzt sein.

Den Kampf Walujew – Klitschko sehen wir noch in diesem Jahr?

Ich möchte erst einmal den Kampf am 14. April zwischen Walujew und seinem Herausforderer Ruslan Tschagajew abwarten. Danach kann ich Ihnen sagen, ob die Tendenz 2007 oder 2008 ist. Vom jetzigen Zeitpunkt kann ich mir vorstellen, dass Walujews Kampf gegen Klitschko noch in diesem Jahr stattfindet.

Und den Kampf Henry Maske gegen Virgil Hill nimmt man bis dahin einfach mit …

Maskes Fight gegen Hill lebt von der Nostalgie, von der Idee, nach langer Zeit das Unmögliche möglich zu machen. Das ist eine Geschichte jenseits jeder sportlichen Betrachtung. Das ist gesamtgesellschaftlich von allerhöchster Relevanz.

Wenn der Fight Klitschko vs. Austin nur viereinhalb Minuten dauert, wie kommt RTL auf seine Werberechnung?

Wir haben eine außergewöhnlich hohe Zuschauerreichweite, und die Werbekunden haben uns ein absolut positives Feedback gegeben. Wir konnten die Werbung unterbringen.

Skispringen galt als Formel 1 der Lüfte, das ist lange her. Hört RTL damit nun auf?

Wir haben nicht vor, aufzugeben. Wir analysieren gerade die Ergebnisse dieses Winters, den es ja nicht richtig gegeben hat. Die Bieterfrist endet am 23. März, und ich gehe davon aus, dass wir ein Angebot für die nächsten drei Jahre abgeben werden.

Es naht die Fußball-EM 2008 in Österreich. Bietet RTL für die Übertragungen?

Wir sind sehr interessiert, wir möchten eine gute Rolle spielen. Die Entscheidungen dafür könnten schon in den nächsten sechs Wochen fallen.

Welcher Sport ist noch RTL-tauglich?

Es gibt Fußball, es gibt Formel 1, es gibt als Single-Events Boxen und im Winter Biathlon und Skispringen. In anderen Sportarten sehe ich derzeit kein Potenzial.

Hatte sich RTL auch für das Uefa-Cup-Achtelfinale Real gegen Bayern interessiert?

Nein, was hätten wir von einem Einzelspiel gehabt? Wir gewinnen dabei weder an Kompetenz noch an Glaubwürdigkeit. Wenn, dann muss man über eine Abfolge von Begegnungen und nicht über ein Einzelspiel reden.

Dann müsste die Fußball-Bundesliga für RTL wieder interessant sein?

Das Thema Fußball ist für RTL von großem Interesse. Erstaunlicherweise kommen jetzt alle Rechte auf den Markt und am Ende richtet es sich nach den Konditionen. Dass die Bundesliga das reizvollste Paket darstellt, müssen wir nicht diskutieren. Die Frage ist, wie es ausgeschrieben wird, ob es Veränderungen gibt und ob wir es in letzter Konsequenz finanzieren könnten.

Das Interview führten Joachim Huber und Kurt Sagatz

„Formel 1 – Großer Preis von Australien“, RTL, Sonntag, 4 Uhr live, Wiederholung um 9 Uhr

Manfred Loppe

ist seit 1998 Sportchef von RTL. Zuvor hatte er als Reporter unter anderem von der Formel 1, Tennis und von der Fußball- Champions-League berichtet.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })