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Komiker Kerkeling spielt in seiner Geburtstagsshow den eigenen Manager. Von dessen Prolo-Attitüden ist Moderatorin Barbara Schöneberger wenig angetan.

© ZDF

Hape Kerkeling wird 50: Palast in Flammen

Das ZDF gratuliert Hape Kerkeling zum 50. Geburtstag: Es lässt den Entertainer in neue Rollen schlüpfen und erklärt, warum dessen erste Figuren im Kramerladen entstanden.

Dreifacher Zuwachs im Figurenkosmos des Hape Kerkeling: Eine aufdringliche Klatschjournalistin walzt durch die Kulissen im Berliner Friedrichstadt-Palast, wo gerade eine Geburtstagsshow für Kerkeling vorbereitet wird. Regie führt ein arroganter österreichischer Pinsel. Und dann treibt noch Kerkelings prolliger Manager sein Unwesen – alle dargestellt von Kerkeling selbst. Der vom Manager kistenweise für die Aftershowparty angeschleppte Energydrink „Happe“ wirkt als eine Art Brandbeschleuniger. Denn weil der Star des Abends einfach nicht zum Interview auftaucht, gönnt sich die Journalistin in dessen Kabine das ein oder andere Gläschen. Und löst angetrunken ein Chaos aus, bis der Palast in Flammen steht.

Das ZDF feiert Kerkelings 50. Geburtstag am 9. Dezember etwas verfrüht, aber ausgesprochen kreativ: Die fiktive Vorbereitung auf eine Geburtstagsgala bildet allerdings nur die Rahmenhandlung, in die Interviews mit Kerkeling an verschiedenen Schauplätzen, private Fotos und Filmaufnahmen sowie Ausschnitte aus dessen Karriere eingebettet sind – von „Känguru“ bis „Total Normal“. Doch die Showparodie bewahrt das Publikum vor einer biederen Feierstunde des Komikers und Entertainers aus Recklinghausen, der seit 30 Jahren vor der Kamera steht. Sie ist ein Zitate-Fest für Kerkeling-Fans, vom Glückshäschen bis zur „Hurz“-Tanznummer, und zugleich eine erfrischende Satire auf die Unterhaltungsbranche.

Gedreht wurde in Recklinghausen, in Italien, auf dem Jakobsweg

Als Moderatorin fungiert Barbara Schöneberger (die echte), die hier einiges aushalten muss: über der Bühne schwebend als vergessener Helene-Fischer-Engel, zum „Werkzeug“ reduziert vom Regisseur, bedrängt von der unschwer dem Hause Burda zuzurechnenden Klatschjournalistin, die ihr Kerkelings Telefonnummer abluchsen will. „Er macht sich so rar und schottet sich ab“, klagt die Pressetante. Sie habe Kerkeling schon jahrelang nicht mehr auf „unserer Preisverleihung“ gesehen. „Will er denn gar keinen Dumbo gewinnen?“ „Ich dachte, dafür muss man Sektenführer oder Clan-Boss sein“, antwortet Schöneberger – eine hübsche, gemeine Anspielung auf die Bambis für Tom Cruise und Bushido.

Kleinere Gastrollen haben Micky Beisenherz, die RTL-Dschungelkönige Costa Cordalis und Joey Heindle übernommen. Vielleicht weil „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“-Autor Beisenherz auch das Buch für die fiktive Show schrieb, sowie, natürlich, Horst Schlämmer.

Diese Figur „hätte es ohne den Jakobsweg nicht gegeben“, erklärte Kerkeling in dem Interview, das Gero von Boehm mit ihm führte. Die Printversion war bereits im Oktober im „Stern“ zu lesen, als verkaufsfördernde Begleitmaßnahme für Kerkelings Autobiografie „Der Junge muss an die frische Luft“, die seither in den Bestsellerlisten zu finden ist. Fürs Fernsehen gibt es nun die illustrierte Ausgabe des Von-Boehm-Interviews.

Gedreht wurde in Recklinghausen, in Kerkelings zweiter Heimat Italien sowie auf dem Jakobsweg und in Santiago de Compostela. Was der populäre Spaßmacher über seine Wurzeln und über die Tragödien seiner Kindheit – zum Beispiel den frühen Tod der geliebten Oma und den Selbstmord seiner Mutter – zu erzählen hat, sorgte im Oktober für Schlagzeilen. Im Fernsehen werden diese Themen allerdings eher kurz gehalten. Ein neues Bild von Kerkeling liefert das Interview also nicht. Muss es aber auch nicht. Es ist trotzdem unterhaltsam, wenn er in der Turnhalle seiner ehemaligen Schule von der Qual des Sportunterrichts erzählt. Oder wenn er auf der Straße, dort, wo einst der Krämerladen seiner Oma Änne war, ein kleines Solo gibt: Mühelos und liebevoll kann er noch heute über deren Kunden ablästern. Zum Beispiel über Frau Kolossa, der schon wieder einmal ein Kerl weggelaufen ist. Oder über Herrn Ponnewasch mit dem Venenstau in den Beinen. „So sind, glaube ich, meine ersten Figuren hier in dem Laden entstanden“, sagt Kerkeling. Eine Begabung, auf die er zum Glück offenbar nicht ganz verzichten möchte.

„Hape Kerkeling: Keine Geburtstagsshow!“, Samstag, ZDFneo, 20 Uhr 15; Sonntag, ZDF, 22 Uhr

Zusatz-Information: Am Samstag, 29. November, zeigt ZDFneo außerdem als Programmschwerpunkt vier Filme mit Hape Kerkeling aus der Reihe „Unterwegs in der Weltgeschichte“ (ab 17 Uhr 15) sowie seine beiden Komödien „Horst Schlämmer – Isch kandidiere!“ (Start um 21 Uhr 15) und „Ein Mann, ein Fjord!“ (22 Uhr 45).

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