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Medien: RTL bekommt neue Spitze

Marc Conrad folgt auf Gerhard Zeiler, Hans Mahr geht

Von Barbara Nolte

Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann Gerhard Zeiler, 49, die Geschäftsführung des Kölner Privatsenders RTL aufgeben würde. Seit März 2003 hatte er zwei Jobs: Er war außerdem Vorstandsvorsitzender der übergeordneten RTL Group mit Sitz in Luxemburg geworden. Für ihn bedeutet das eine 90-Stunden-Arbeitswoche. Er suchte einen Nachfolger für Köln. Gestern nun gab RTL bekannt, dass er einen gefunden hat: den Produzenten Marc Conrad, 43. Vom 1. November an übernimmt er Zeilers Job. „Mit seiner Kenntnis von RTL und seiner Kenntnis der deutschen Film- und Fernsehlandschaft ist er der beste Kandidat für die Führung von RTL“, sagte Zeiler.

Conrad war schon bei RTL, als der Sender noch aus einer Luxemburger Garage sendete. In Luxemburg geboren und aufgewachsen, begann er 1983 als Nachrichtenredakteur bei RTL plus. RTL- Fernsehen-Gründer Helmut Thoma machte ihn 1988 zu seinem persönlichen Referenten, 1990 zum Programmplaner; Conrad entdeckte unter anderem Linda de Mol und kaufte die US-Erfolgsserie „Beverly Hills 90210“. Thoma schätzte, wie er oft betonte, seine Kreativität sehr. In den Medien wird Conrad abwechselnd Thomas „Ziehsohn“ oder „Kronprinz“ genannt. 1994 stieg er zum stellvertretenden Geschäftsführer auf. Als Bertelsmann 1998 die Spitze von RTL neu besetzen wollte, wurde er als Kandidat gehandelt. Doch Bertelsmann nahm Gerhard Zeiler, der zuvor ORF-Generalintendant war. Conrad verließ noch im selben Jahr den Sender. Die gestern verkündete Entscheidung war sozusagen eine verspätete Berufung.

Conrad muss RTL aus einer kleinen Schwächephase herausführen. Seit elf Jahren auf die Marktführerschaft im deutschen Fernsehen abonniert, wurde RTL im ersten Halbjahr dieses Jahres erstmals wieder von der ARD überholt. Das Gespür für Erfolgsformate, für das RTL bei den Konkurrenten berüchtigt ist, trog gleich mehrere Male. Die Shows „Star-Duell“ und „Fear Factor“, beide moderiert von Sonja Zietlow, floppten, ebenso die komödiantische Reihe „GoXX“ mit Oliver Welke.

Von Conrad, so heißt es, werde erwartet, dass er die eigenen Entertainment-Formate stimuliere. Als Produzent von fiktionalen Stoffen hat er sich in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht. Seine Firma Typhoon produzierte unter anderem die vielfach preisgekrönte Serie „Abschnitt 40“. 2003 wurde er beim Fernsehfestival in Monaco als bester Produzent Europas ausgezeichnet.

Gerhard Zeiler bleibt RTL erhalten: als Beiratsvorsitzender. Hans Mahr, bisher Informationsdirektor, verlässt den Sender. „Zeiler und Mahr haben vereinbart, dass sie gemeinsam gehen“, sagte RTL-Sprecher Christian Körner. Die inoffizielle Version lautet anders: Zeiler und Mahr hätten sich am Ende nicht mehr gut verstanden. Auf Mahr folgt in der Funktion der Informationsdirektorin Ingrid Haas, die vorher für Kommunikation, Medienpolitik, Recht und Personal verantwortlich war. Chefredakteur wird der RTL-Anchorman Peter Kloeppel. Für Michael Wulf, vorher RTL-Nachrichtenchef, wurde die Funktion des Geschäftsführenden Chefredakteurs extra geschaffen.

Selbst Helmut Thoma ist, was nicht oft passiert, mit Zeilers Personaltableau zufrieden. Conrad zum Senderchef zu machen, sei „die allerbeste Wahl, die möglich war: Da wäre mir auch nichts Besseres eingefallen.“

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