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"Das Mysterium" bei Kika: Schmidt bearbeitet Träume
Die zweite Staffel der Kika-Serie „Das Mysterium“ setzt Marc Hosemann in Szene.
Stand:
Ganz selten, dass Fernsehen noch überraschen kann. Im vergangenen Jahr ist das einer Kika-Serie gelungen, die jeden Vergleich mit internationalen Produktionen wie etwa „Stranger things“ aushält. Erdacht und umgesetzt wurde sie von den beiden Grimme-Preisträgern, Produzent Marcus Roth und Regisseur Niklas Weise, als eine Art Parabel auf die sozialen Medien, die Jugendlich oft zu Zombies werden lassen.
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Nun gibt es acht neue Folgen von „Das Mysterium“. Erstmals mit an Bord ist nun Marc Hosemann als Erich Schmidt, „eine Art Sachbearbeiter von Träumen der Parallelwelt“ (Hosemann), in der die vier Jugendlichen leben. Schmidt agiert dabei in einem „Maschinenraum des Bösen.“ Im realen Leben wurde dafür nach langer Motivsuche das ehemalige DDR-Spaßbad SEZ gefunden.
[„Das Mysterium“, Kika, bis Donnerstag täglich zwei Folgen, 20 Uhr 35, und unter www.kika.de/videos]
„Mir gefällt dieser Genre-Mix, den ich so noch nie woanders gesehen habe“, sagt Marc Hosemann und verweist auf das eigens von Fritzi Ngceni für „Mysterium“ entworfene Szenenbild und Kostümdesign: „Das ist ganz besonders.“ Und Fritzi Ngceni, der sonst große Marken-Kampagnen ausstattet, hat sich zusätzlich ganz besonders der musikalischen Ebene gewidmet: „Eine Jugendliche trägt immer ein Badge“, erzählt er. „Darauf steht ,Kork’ und bezieht sich auf eine alte Metalband aus den 90er Jahren. Die hießen KORN. Theoretisch hätten wir gleich ein Album rausbringen können als Kork. Eine dystopische Neonoise-Band sozusagen. Das sind Prozesse, die Spaß machen.“ Am Ende des Tages gehe es um Jugendkultur – und die sei oft unverständlich. Kindergeschichten sind heute oft Horror, grell, nervtötend, banal – „all das wollten wir nicht. Deswegen denken wir bei der Musik an etwas Repetitives, ans Verlorensein…“
Arbeit war so besonders
Der Schauspielerin Charlotte Schwab, die das Geisterhaus in „Mysterium“ leitet und gerade zur bayerischen Staatsschauspielerin ernannt wurde, bescherte die Serie komplett neue Erfahrungen: „Die ganze Arbeit war so anders und besonders, Automatismen fielen völlig weg. Ein befreiendes und herrliches Gefühl. Ich kann das gar nicht genug preisen.“
Ganz speziell ist auch die Bildsprache von „Mysterium“, die zusammen mit dem Spiel der jugendlichen Hauptakteure Lea Drinda (Leonie), Safinaz Sattar (Elif), Shadi Eck (Yussuf) und Johann Korte (David) einen eigenen Reiz entwickelt. Die vier suchen nach Auswegen: in einer leeren Welt, in der es weder Zeit noch Tag und Nacht gibt – ohne Handy, ohne Kontakt nach außen. In diese Konstellation bricht nun Erich Schmidt (Marc Hosemann) ein, der Charlotte Krüger (Charlotte Schwab) im Namen der Milestone AG ein Angebot unterbreitet, das nur 48 Stunden gilt. Ausgerechnet der Kleinste (Timon Joris Holzmann) hält den Schlüssel zur Rettung in der Hand.
Botschaften zur Popkultur
Der Münchner Produzent und Grimme-Preisträger Marcus Roth ist überzeugt vom „Mysterium“-Mehrwert: „Die Welt ist für die Jugendlichen größer geworden, es gibt neue Geheimnisse und das Erscheinen von Erich hebt die Serie auf ein neues Level.“ Dass die Serie nebenbei noch weitere Mysterien enthält, verrät Fritzi Ngceni: „Die erfundenen Labels enthalten versteckte Botschaften zur Popkultur. Ein Label heißt Chimes – benannt nach einem Track einer zeitgenössischen Künstlerin aus New York, die sich Junglepussy nennt. Focaccia ist ein Rave-Label… So haben wir versucht Bezüge herzustellen, die nicht gleich ins Auge fallen.“ Subtiles Fernsehen eben – nicht nur für Kinder. Jörg Seewald
Jörg Seewald
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