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Medien: Statt Fliege

90 Minuten Lebenshilfe im ZDF-Film der Woche

Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Als die Lektorin Lara Renders (Katharina Böhm) ihre Frankfurter Wohnung verlässt, um bei den Verhandlungen mit der Bank den Verlag zu retten, strahlt ihr die Morgensonne ins Gesicht. Als der coole Banker Robert Falk (Hans-Werner Meyer) sich auf den Weg macht, um in einem der Hochhäuser Köpfe rollen zu lassen – heute steht die Lektorin Renders auf dem Programm – da strahlt ihm die Sonne wärmend ins Gesicht. Lange soll das morgendliche Idyll nicht anhalten. Lara verliert durch Robert ihren Verlags-Job. Später verliert Robert seinen Banker-Job, und mit ihm seine beiden Kumpels Charly und Ulf, hat das Trio doch dreist in die eigene Tasche gewirtschaftet. Charly packt es nicht, diesen Sturz aus schwindelerregender Höhe ins Nichts. Als er am Abgrund steht, oben auf dem Dach, kann auch Robert ihn nicht mehr halten. Und Lara sitzt nun in einem Lebensmittelladen an der Kasse, muss sich und ihren 12-jährigen Sohn Manuel irgendwie finanzieren. Ein schöner Tag?

Rolf Silber, Frankfurter Regisseur und Autor („Echte Kerle“, „Ein Sommertraum“), hat eine Komödie für den ZDF-Fernsehfilm der Woche inszeniert und auch geschrieben. Das ist Silbers Stärke: das humoristische Fach, dessen Leichtigkeit bei ihm jedoch auch immer mit einer gewissen Schwere zu tun hat. Melancholie setzt Humor frei. Eine Gratwanderung, die gewiss nicht immer und ohnehin nicht jedem gelingen mag. Rolf Silber gelingt sie meistens.

So auch diesmal, wenngleich die Themen-Vielfalt von Arbeitslosigkeit, Hire and Fire, Selbstmord, Mutterschaft und Liebesglück kein leichtes Gepäck ist. Über weite Strecken geht dies der Inszenierung locker von der Hand, bloß bei den etwas bemüht und angestrengt wirkenden Slapstick-Einlagen hakt es ein bisschen. Schwamm drüber. Wie Katharina Böhm und ihr Kollege Meyer das allmähliche Sich-Annähern zweier Menschen spielen, die sich durch die Aufkündigung ihrer Jobs hasserfüllt gegenüberstehen, das hat was. Da schwingen die Fragen auch mit, die wir alle uns stellen: Was ist das Wichtigste im Leben? Lebe ich nur, um zu arbeiten und Geld zu verdienen? Und: Wann eigentlich kann ich dieses Geld ausgeben, wenn ich doch mehr arbeite als lebe? Lebensfragen, teils unangenehme.

Roberts Kollegen Charly treiben diese Gedanken in den Tod, Robert wiederum in die Arme von Lara. Es ist die nicht zu späte Erkenntnis, dass der Job nur bedingt Halt gibt, es etwas anderes ist, das einen durchs Leben trägt. Liebe zum Beispiel. Rolf Silber hat – sozusagen als Anleihe beim großen Hitchcock – einen Gastauftritt im eigenen Film, als nörgelnder, hessisch-babbelnder Angler am Mainufer.

„Was für ein schöner Tag", ZDF,

20 Uhr 15

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