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Die Marke „Bild“ wird künftig mit weniger Stellen auskommen müssen.

© imago/Panthermedia/monticello

„Digital Only“ : Axel Springer kündigt Stellenabbau bei „Bild“ und „Welt“ an

Die Medienmarken „Bild“ und „Welt“ bekommen eine neue Organisationsstruktur.

Der Medienkonzern Axel Springer streicht bei seinen Marken „Bild“ und „Welt“ Stellen. „In den Bereichen Produktion, Layout, Korrektur und Administration wird es deutliche Reduzierungen von Arbeitsplätzen geben“, teilte der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner am Dienstag in einem Schreiben an die Mitarbeiter mit, das dem Tagesspiegel vorliegt.

Der Springer-Chef erläuterte: „Wir werden gleichzeitig Arbeitsplätze aufbauen und abbauen. Dafür wird es ein Freiwilligenprogramm geben.“ Der 60-Jährige schrieb auch: „Betriebsbedingte Kündigungen versuchen wir zu vermeiden.“ Dennoch werde das für die Betroffenen schmerzhaft. „Augenmaß und Menschlichkeit werden uns wie in der Vergangenheit dabei begleiten.“ Konkrete Zahlen wurden nicht genannt.

Das Motto bleibt: „Digital Only“. Trotzdem werde die komplette Umstellung auf Digital noch einige Jahre dauern. Es wäre deshalb auch wirtschaftlich unvernünftig, die Marken „Bild“ und „Welt“ kurzfristig komplett auf digitalen Vertrieb umzustellen. „Wir müssen uns aber darauf vorbereiten und die Transformation aktiv in Angriff nehmen.“ Dabei soll das journalistische Produkt noch stärker im Zentrum stehen. „Journalismus-Kreation wird zum Kern unseres Tuns“, sagte der um große Worte nie verlegene Springer-CEO.

Reichweite ist bei „Bild“ die oberste Priorität. Bei „Welt“ sind es gut bezahlte und haltbare digitale Abos.

Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitz Axel Springer

Zum deutschen Mediengeschäft des Konzerns mit Sitz in Berlin hieß es weiter: „Um auch künftig wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben, muss sich unser Ergebnis im deutschen Mediengeschäft in den nächsten drei Jahren um rund 100 Millionen Euro verbessern. Durch Umsatzsteigerungen, aber auch durch Kostenreduzierungen.“

Stellenabbau ist Teil des Strategieprojektes

Der Stellenabbau hatte sich schon länger angedeutet. Hintergrund ist ein Strategieprojekt im Segment nationales Mediengeschäft (News Media National). Seit Herbst wurden die Strukturen mit Blick auf den beschleunigten Wandel in der Medienbranche überprüft.

Vor Kurzem hatte Springer-Chef Döpfner auch in einem dpa-Interview erläutert, dass sich der Konzern im Zuge der künftigen Struktur der beiden Marken auch von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern trennen werde. Der Konzern beschäftigt weltweit aktuell rund 18.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dazu zählen 3.400 Journalisten, davon einen immer größeren Teil in den USA.

Wir hatten nach 2021 zum zweiten Mal in Folge zweistelliges organisches Umsatzwachstum.

Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitz Axel Springer

Springer übertraf 2022 trotz Inflation, Energiekrise und des Kriegs in der Ukraine seine Wirtschaftsziele. Döpfner sagte: „Wir hatten nach 2021 zum zweiten Mal in Folge zweistelliges organisches Umsatzwachstum.“ 85 Prozent des Umsatzes und über 95 Prozent des Gewinns stammen aus dem Digitalgeschäft.

Das habe das Unternehmen seit vier Jahrzehnten nicht gehabt. Der Umsatz lag demnach bei rund 3,9 Milliarden Euro, unter dem Strich steht rund eine dreiviertel Milliarde Gewinn.

Der Konzern will sich perspektivisch vom gedruckten Zeitungsgeschäft verabschieden und ein reines Digitalunternehmen werden. Das bedeute im Übrigen nicht nur ein Abschied von Print, „sondern eine grundlegend neues Verständnis von Qualitätsjournalismus im digitalen Zeitalter“. Dazu brauche es Journalisten. „Sie liefern den Rohstoff der Aufklärung“, so Döpfner. Eine Jobgarantie für die Journalisten im Springer-Reich wollte Döpfner übrigens nicht abgeben. „Denn auch in den Redaktionen werden wir uns von Kollegen trennen, wenn bestimmte Profile zu den erforderlichen Kompetenzen nicht mehr passen.“

Der Axel-Springer-Konzern zog sich 2020 von der Börse zurück und war davor eine Kooperation mit dem US-Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts (KKR) für beschleunigtes Wachstum eingegangen. KKR hält einen großen Anteil an Springer. (mit dpa)

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