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Huber schaltet sich ein: Trump ist verständlich, Höcke ist verständlich

Wen kann das wundern? Trump wird von 70 Prozent der Leute verstanden. Was das für die Kommunikation einer Kramp-Karrenbauer heißen muss.

Es war keine kleine Überraschung, als ZDF-Börsenfachmann Frank Bethmann im "heute-journal" am Montag plötzlich diese Grafik ins Bild hob, als es um den Abschied von EZB-Präsident Mario Draghi ging. Wie verständlich ist wer oder was? US-Präsident Donald Trump liegt danach bei 70 Prozent vorne, wenn er spricht und twittert, ein Song von Elvis Presley kommt auf 60 Prozent, geht es um die Geldpolitik, kommt nur jeder Fünfte mit. Quelle ist die hochseriöse Bank of England, das Institut wollte mal in Erfahrung bringen, wie ihre Presse- und sonstigen Mitteilungen beim großen Publikum ankommen. Jetzt weiß die Bank um das bescheidene Ergebnis Bescheid.

Donald Trump steht für Klartext. Er lässt seine Freunde, noch weniger seine Fans im Unklaren. Seine Feinde werden sagen, alles keine Überraschung, so schlicht ist dieses Politikers Weltsicht, dass er nur schlichte Überzeugungen, Ansichten äußern kann. Trump möge bitte als "Bullshit"-Präsident gesehen werden, noch eindimensionaler als jeder Song von Elvis Presley, der ja auch nicht als Dichter und Denker seine Hüften kreisen ließ.

Abgehakt und gut? In den Umfragewerten steckt mehr, gerade für die politische Kommunikation. Wie sähen die Werte für Deutschland aus? Ein Friedrich Merz ist unmissverständlicher als eine Annegret Kramp-Karrenbauer. Er ist lauter, rhetorisch beschlagener, bei ihm hört man/frau schneller und genauer hin als bei der CDU-Vorsitzenden. Sie kommuniziert weniger klar, verschwurbelter kommuniziert, gerne verstecken sich ihre Sätze im Politsprech. Es ist so, dass ihre Versprecher, zuweilen irrlichternden Aussagen mehr im Gedächtnis bleiben als ihre sonstigen Äußerungen.

Höcke ist der deutsche Trump

Der AfD-Rechtsaußen Björn Höcke ist quasi der deutsche Trump. Er spricht nicht, er dekretiert, fordert. Sätze mit diesen Inhalten und in diesem Stil werden immer klar formuliert und adressiert. Höckes Rhetorik kommt aus dem Werkzeugkasten des Demagogen. Er zielt auf Herz und Hirn, manches Mal auch darunter. Er will Wirkungstreffer erzielen.

Zwischen einem Höcke und einer Kramp-Karrenbauer ist enormer Abstand und damit enorm viel Platz. Platz für eine Kommunikation, die nicht Höckes sein darf und zugleich und zuerst auf Verständlichkeit abzielt. Was wird gewollt, was und wer soll erreicht werden? Nur dann werden Weghören und Abschalten des Publikums vermieden, ist das Verschwinden im Wortgeklingel unterbunden. Gerne wird gesagt, dass Komplexität und Verständlichkeit einander ausschließen. Da stecken oft Unwillen und auch Faulheit dahinter, im Kokon der Fachsprache ist gut kuscheln.

Keiner muss sagen und denken, was ein Trump und ein Höcke sagen und denken. Aber jeder, der gegen beide andenkt und anspricht, muss wissen, wie er das denkt und sagt. Entsetzen reicht da nicht, Entsetzen ist eine ehrenwerte kommunikative Haltung, eine kommunikative Handlung ist sie nicht.

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