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Ungeklärte Vorwürfe: NDR-Funkhauschefin Rossbach zieht sich vorerst zurück
Wie der NDR mitteilt, werde Sabine Rossbach nicht dauerhaft auf ihre Position zurückkehren. Sie soll Familienmitgliedern durch ihren Job Vorteile verschafft haben.
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Nach Vorwürfen der Vetternwirtschaft zieht sich die Hamburger NDR-Landesfunkhaus-Direktorin Rossbach von ihrem Posten zurück. Intendant Knuth spricht von einem Neuanfang.
Hamburg (epd). Die umstrittene Direktorin des NDR-Landesfunkhauses in Hamburg, Sabine Rossbach, zieht sich zurück. Sie werde in den kommenden Wochen ihre Arbeit im Landesfunkhaus ruhen lassen, bis die Prüfergebnisse über die im Raum stehenden Vorwürfe vorliegen, teilte der NDR am Freitag mit. Sie habe zudem angekündigt, nicht dauerhaft auf ihre Position zurückzukehren. Die kommissarische Leitung des Landesfunkhauses übernehme Rossbachs bisherige Stellvertreterin Ilka Steinhausen.
NDR-Intendant Joachim Knuth sagte, Rossbach mache in den kommenden Monaten den Weg frei für einen Neuanfang im Landesfunkhaus Hamburg. „Wir nehmen uns jetzt die Zeit, die im Raum stehenden Vorwürfe aufzuklären“, sagte Knuth.
Thomas Kärst, Vorsitzender des NDR-Landesrundfunkrats Hamburg, teilte mit: „Ich bin erleichtert, dass Sabine Rossbach mit ihrem Schritt den Weg freimacht für eine unbefangene Aufklärung der Vorwürfe und für Veränderungen im NDR Landesfunkhaus Hamburg. Beides ist aus meiner Sicht dringend geboten.“
Der medienpolitische Sprecher der SPD-Fraktion Hamburg und Mitglied im Landesrundfunkrat, Hansjörg Schmidt, schrieb: „Ich habe keinen Zweifel daran, dass es einen umfangreichen und transparenten Aufarbeitungsprozess geben wird, an dessen Ende eine Klärung der Vorwürfe steht.“
Vom ver.di-Landesbezirk Hamburg hieß es, Rossbachs Rückzug sei „ein wichtiger Schritt für einen Neuanfang und eine lückenlose Aufklärung der im Raum stehenden Vorwürfe“. Die stellvertretende Landesbezirksleiterin Sandra Goldschmidt erklärte, die Vorwürfe müssten gründlich geprüft und die Ergebnisse transparent gemacht werden.
Nach Recherchen der Nachrichtenplattform „Business Insider“ soll Rossbach ihrer älteren Tochter als Inhaberin einer PR-Agentur jahrelang ermöglicht haben, ihre Kunden in NDR-Programmen, darunter das „Hamburg Journal“, zu platzieren. Die jüngere Tochter habe eine Festanstellung im Sender bei NDR Kultur bekommen.
Rossbach bestritt die Vorwürfe. „Zu keinem Zeitpunkt“ habe sie Redaktionen aufgefordert, gegen journalistische Standards zu entscheiden. Beschäftigte des Landesfunkhauses widersprachen der Darstellung, die Redaktion des „Hamburg Journals“ sei in ihrer Entscheidung bezüglich der strittigen Beiträge frei gewesen. Sie berichteten zudem von Einflussnahme auf Berichterstattung im Widerspruch zu redaktionellen Entscheidungen und von einem „Klima der Angst“.
Laut NDR soll die kommissarische Landesfunkhaus-Leiterin Steinhausen gemeinsam mit der stellvertretenden Intendantin Andrea Lütke die Verantwortung für die Aufklärung übernehmen. Ein unabhängiges Team aus Kolleginnen und Kollegen außerhalb des Hamburger Funkhauses werde die im Raum stehenden Fälle und redaktionellen Abläufe journalistisch aufarbeiten. Davon unabhängig sei eine Untersuchung der Anti-Korruptionsbeauftragten des NDR. (dpa)
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