
© Chris Perkles/Promo
Zu meinem ÄRGER: Botschaften und Boten aus Katar
Warum man nicht nur als Zeitung bei Interviews zur Fußball-WM in Katar vorsichtig sein muss.
Stand:
Frau Stiefvatter, Sie gehören seit Anfang August zum Sportteam des ZDF-“Morgenmagazins“. Worüber haben Sie sich in dieser Woche in den Medien am meisten geärgert?
Eine alte Regel besagt, dass man nicht den Boten köpfen möge, wenn einem die Botschaft nicht gefällt. Deshalb zuerst mein Unmut über die Botschaft: David Beckham kassiert 180 Millionen, um in den kommenden zehn Jahren für Katar die Werbetrommel zu rühren – und Lothar Matthäus wird ebenfalls aus katarischen Quellen alimentiert, um Wohlwollendes über die WM am Golf von sich zu geben.
Echt jetzt? Gut, die zwei haben ihre Karrieren vor geraumer Zeit beendet – aber für ein wenig Moral sollten die Kontorestbestände ausreichen … Und damit zum Überbringer der Botschaft, der „Süddeutschen Zeitung“. Die hatte mit Lothar Matthäus offenbar ein von der Katar-WM-Agentur organisiertes Interview geführt, das offensichtlich eher unergiebig war. Weshalb der mühsame Freigabeprozess mit den Behörden am Golf als Zeilenfüller herhalten musste.
Worüber haben Sie sich gefreut?
Ich habe mich über den Fanvertreter Dario Minden vom Verein „Unsere Kurve e.V. Frankfurt“ gefreut. Er traute sich, auf dem DFB-Kongress am Montag in Frankfurt gegenüber dem katarischen Botschafter klar Stellung zu beziehen. Er betonte, dass der Fußball für alle Menschen da sei, forderte die Abschaffung von Strafen im Bezug auf sexuelle Identität, allen voran die Todesstrafe.
Der „Stern“ hat den Vortrag aufgegriffen. Ich selbst bin im Rahmen einer TV-Dokumentation in diesem Jahr nach Katar gereist und habe mich mit den Rechten der LGBTQ Bevölkerung auseinandergesetzt. Man kann diesem Themenkomplex gar nicht genug Öffentlichkeit einräumen.
Was empfehlen Sie aus dem Internet?
Ganz einfach: der Podcast Baywatch Berlin. In Zeiten wie diesen ist ironischer Eskapismus auch mal ganz angenehm.
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