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Schlimmste Regenfälle seit 60 Jahren: Mehr als 37 Millionen Menschen betroffen
Dramatische Verhältnisse im Zentrum und Osten: Zehntausende kämpfen gegen Überschwemmungen entlang des Jangtse in China.
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Nach Dutzenden Todesopfern durch Hochwasser entlang des Jangtse-Flusses in China haben am Dienstag zehntausende Einsatzkräfte gegen weitere folgenschwere Überschwemmungen in der Region gekämpft. Soldaten in Rettungswesten schleppten Sandsäcke zum Ufer des Poyang-Sees in der südöstlichen Provinz Jiangxi. In der Stadt Jiujiang, in deren Nähe der See in den Jangtse mündet, bauten sie einen mannshohen Damm.

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Staatsmedien zufolge wurden mehr als 100.000 Soldaten, Rettungskräfte und andere Menschen für den Hochwasserschutz mobilisiert. Rund die Hälfte von ihnen wurde zum Poyang-See geschickt, wo bereits viele Dämme und Deiche gebrochen sind. Der Poyang-See ist das größte Süßwassergewässer, das sich vollständig auf chinesischem Gebiet befindet.
Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, der Wasserstand des Sees habe bereits einen Rekord aus dem Jahr 1998 gebrochen, als in der Region mehr als 4000 Menschen bei Überschwemmungen ums Leben gekommen waren. Bereits seit Juni regnet es in der Region so heftig wie seit 60 Jahren nicht mehr. Bei vielen mit dem Jangtse verbundenen Gewässern wurden Rekord-Wasserstände gemessen. Nach Behördenangaben kamen bereits 141 Menschen ums Leben oder gelten als vermisst.
Zudem führen mehr als 30 Flüsse im Zentrum und Osten Chinas inzwischen Rekord-Hochwasser mit sich, für mehr als 430 weitere Flüsse gelten Warnungen, wie das Ministerium für Wasserwirtschaft am Montag mitteilte.
Heftiger Regen und Überschwemmungen begleiten jeden Sommer die Menschen in den betroffenen Regionen – vor allem im dicht besiedelten Jangtse-Becken. Seit Ende Juni regnet es aber praktisch ununterbrochen, und in der vergangenen Woche wurde der Regen so heftig, dass die Behörden ihre Warnstufen weiter erhöhten. Mehr als 28.000 Häuser sind demnach bereits zerstört und fast 38 Millionen Menschen betroffen.
Aufnahmen im Staatsfernsehen zeigten am Wochenende zahlreiche überflutete Gemeinden und Städte. In einigen Gegenden reichte das Wasser bis zu den Dächern, in anderen wurden Häuser von Erdrutschen mitgerissen, die sich von den Hügeln lösten.
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Besonders betroffen sind die Megametropole Chongqing im Südwesten Chinas, die Provinzen Anhui, Zhejiang und Jiangsu im Osten sowie die Provinzen Jiangxi, Hunan und Hubei mit der Hauptstadt Wuhan im Landesinneren. Im elf Millionen Einwohner zählenden Wuhan, dem Ausgangspunkt der Corona-Pandemie, erreichte der Jangtse den dritthöchsten Pegel in seiner Geschichte – und dürfte in dieser Woche weiter anschwellen.
Angesichts der dramatischen Lage rief Staatspräsident Xi Jinping die örtlichen Behörden auf, alle Kräfte zur Rettung gestrandeter Menschen und einem Ausbau des Hochwasserschutzes zu mobilisieren.
Problem verschärft sich durch Staudämme und Schutzdeiche
Der Jangtse ist nach dem Nil und dem Amazonas der drittlängste Fluss der Welt. Die Regensaison sowie die Gletscherschmelze im Hochland von Tibet, seinem Quellgebiet, sorgen jeden Sommer für Überschwemmungen.
Seit Jahrzehnten verschärft sich das Problem jedoch durch den Bau von Staudämmen und Schutzdeichen. Umweltschützer warnen zudem, dass die zunehmende Gletscherschmelze im Himalaya aufgrund der Klimaerwärmung zu weiteren Verheerungen führen dürfte. (AFP)
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