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Ein Jogginghosen-Verbot an einer Schule in Wermelskirchen schlägt hohe Wellen (Symbolbild).

© dpa/Jan-Philipp Strobel

„Möchten nicht aussehen wie unsere Großeltern“: Knigge-Gesellschaft für Jogginghosen-Verbot an Schulen – Modeschöpfer dagegen

Jogginghosen seien keine angemessene Kleidung für das Arbeits- und Schulleben, so die Knigge-Gesellschaft. Für Designer Thomas Rath ist ein Verbot aus der Zeit gefallen.

Die Deutsche-Knigge-Gesellschaft unterstützt ein Jogginghosen-Verbot in Schulen. „Jogginghosen sind, wie der Name schon sagt, Funktionskleidungsstücke, die zum Sport oder für die Entspannungsphase danach getragen werden“, sagte eine Sprecherin am Donnerstagabend der Deutschen Presse-Agentur.

„Sportler tragen auf dem Sportplatz ihr Trikot als Arbeitsuniform und nach getaner Arbeit die Jogginghose in ihrer Freizeit. Schulzeit ist Arbeitszeit, daher hat die Jogginghose dort keinen Platz“, hieß es weiter.

Zuletzt hatte ein Jogginghosen-Verbot an einer Schule in Wermelskirchen bei Remscheid hohe Wellen geschlagen. Von der Schule hieß es am Mittwoch, man wolle die Kleiderordnung „trotz Kritik in den Medien“ aufrechterhalten. Die Schülerinnen und Schüler sollten so dazu animiert werden, Kleidung zu tragen, die nicht zum „Chillen“ verleite. Für die Vorbereitung auf das Berufsleben sei eine Abkehr von der Jogginghose wichtig, teilte die Schule weiter mit.

Eine neue Bequemlichkeit, die sich durch Zeiten des Homeoffice eingeschlichen habe, will die Deutsche-Knigge-Gesellschaft nicht auf die Außenwelt übertragen sehen: „Mit dem Arbeiten von Zuhause hat sich bei vielen eine gewisse Nachlässigkeit und Bequemlichkeit eingestellt, die außerhalb der eigenen vier Wände nicht funktioniert“, sagte die Sprecherin.

Arbeitskleidung, Uniformen und Dresscodes seien sozial gewachsen. „Mit der Kleidung wird eine bestimmte Aufgabe, Autorität oder Zugehörigkeit ausgedrückt. Aus diesem Erfahrungsschatz heraus lässt sich die Jogginghose im Alltag nicht beziehungsweise nicht zu einer wertvollen Aufgabe zuordnen und stößt auf Widerstände.“

Modedesigner kritisiert Jogginghosen-Verbot

Modeschöpfer Thomas Rath sieht ein Jogginghosen-Verbot an Schulen hingegen kritisch. „Mode und die Art, wie wir uns kleiden, untermalt unsere Persönlichkeit und ist ein Spiegelbild unserer Emotionen“, sagte Rath der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag. Eine Kleiderordnung für ein gepflegtes Aussehen befürworte er, allerdings könne auch eine Jogginghose gepflegt aussehen.

Die Jahre des Modediktats sind, Gott sei Dank, vorbei.

Modeschöpfer Thomas Rath

Das Karl Lagerfeld zugeschriebene Zitat „Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren“ kann der 56-jährige Rath nicht unterstützen. „Die Jahre des Modediktats sind, Gott sei Dank, vorbei und wir können uns individuell kleiden“, sagte Rath. „Es gibt wunderbare gepflegte Alternativen, die auf der Couch als auch auf der Straße bequem sind und gut aussehen.“

Die Akzeptanz für Jogginghosen habe stark zugenommen, „auch durch den großen Einfluss der Streetwear in unserem Alltag, welcher wichtig ist und uns jung hält. Wir alle möchten nicht aussehen wie unsere Großeltern.“

Die Deutsche-Knigge-Gesellschaft möchte die in Aufklärung und Humanismus verwurzelten Ideen des 1796 verstorbenen Adolph Freiherrn Knigge verbreiten. Sie setzt sich für vollendeten Stil, sichere Kenntnis der aktuellen Umgangsformen, moralische Selbstverantwortung, sittlich einwandfreies Verhalten sowie einen situativ angemessenen, toleranten und lockeren Umgang miteinander ein. (dpa)

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