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Die "Torbar" in Mitte überzeugt durch dezentes Interieur und mit moderner Sommerküche, und das zu fairen Preisen.

© Torbar/promo

Von Tisch zu Tisch - die Restaurantkritik: Moderne Sommerküche in der "Torbar"

Popstar Dieter Meier gönnt uns ein zweites Berliner Restaurant: Gut, preisgünstig – aber mit Serviceproblemen.

Es gibt so furchtbar viele Möglichkeiten, dem Restaurant-Gast den Tag zu versauen – und schlechtes Essen ist durchaus nicht die wichtigste davon. Die Entscheidung, wie man sich fühlt, fällt meist schon in den ersten Minuten. Wie wird man empfangen – wenn überhaupt –, und gibt es trotz Reservierung nur einen Katzentisch? Werden zusammen mit den Speisekarten Wasser und Aperitif angeboten, und wenn ja, mit welchem Engagement?

Wir haben reserviert - und werden am Katzentisch platziert

Ich hole hier deshalb so weit aus, weil die ersten Minuten in der "Torbar" geradezu exemplarisch für gescheiterten Empfang standen. Wir haben reserviert, es wird uns auf der (Tor-)Straße ein kleiner Tisch ganz am Rand angeboten, mit direktem Fußgängerkontakt. Och nö, sagen wir, können wir nicht den Tisch an der Hauswand haben, der auch grad für zwei eingedeckt ist? Nein, lautet die Antwort, der sei nur für vier. Wir fügen uns. Zehn Minuten später kommt ein Paar, fragt denselben Kellner, ob da an der Wand frei sei? Klar, sagt der, aber gern. Auf unseren erstaunten Blick gab's dann nur einen patzigen Scherz. Hätte nicht berufliche Absicht uns gezwungen, wären wir sofort gegangen. So konnten wir aber immerhin feststellen, dass bis zum Ende unseres Besuchs viele Plätze auf der Straße frei blieben – unser Katzentisch war also eine geringschätzige Geste, sonst nichts.

So, nun zum Positiven. Die Torbar - eine der neueren Restaurant-Gründungen - ist nach dem "Ojo de Agua" der zweite Betrieb von Dieter Meier in der Stadt. Den kennt man: Der schnauzbärtige Schweizer ist weltberühmt als Hälfte des Pop-Duos Yello, er züchtet in Argentinien Rinder, besitzt dort ein Weingut und macht g'rad was mit Kakao. Das unscheinbare Eck-Restaurant verströmt aber keinerlei Multimillionärsgrandezza, sondern verschmilzt optisch wie preislich vollendet mit der Umgebung.

Moderne Sommerküche, frisch und global

Auf der Karte stehen knapp 20 Gerichte von sechs Euro für Erdbeer-Gazpacho bis 21 Euro für ein Rinderfilet, das wohl aus der Meier-Zucht stammt. Vor- und Hauptgänge im engeren Sinn gibt es nicht, die Küche schickt, worauf der Gast Lust hat, gern auch mehrere Teller auf einmal. Was uns serviert wurde, war moderne Sommerküche, frisch und global im guten Sinn. Entwickelt wurde das Konzept von Till Bühlmann (Ex-"Richard"), der bei unserem Besuch möglicherweise noch am Herd stand, aber seit dem 1. August in Zürich arbeitet.

Gehen wird durchs Menü: Da gefiel uns ein knuspriges Tomaten-Tartelette auf Blätterteig mit Kräutern, Sauerampfereis und Schalottencreme ebenso gut wie Ceviche und Tatar von der Forelle mit Mais und Avocado. Die Wildfang-Garnelen ruhten auf einer kräftig mit Jalapenos geschärften Beurre blanc, und auch beim knusprigen Huhn, frittierten Würfeln, gab ein wenig Chili den Ton an, gedämpft von Selleriecreme – unangestrengt modisch, handwerklich professionell.

Ein guter Platz für hungrige Nachtschwärmer

Weiter unten auf der Karte, wo wir wegen der höheren Preise so etwas wie Hauptgänge vermuteten, ging es etwas braver zu, aber die Portionen waren tatsächlich etwas größer, sowohl beim erfreulichen gebratenen Kabeljaufilet im Chorizosud mit Pfifferlingen und Kartoffeln als auch bei der "knusprigen Lammhaxe", die sich als gezupftes und in Filoteig eingehülltes Lammfleisch herausstellte, etwas dröge zu essen trotz des würzigen Auberginentörtchens mit Physalis und Paprika. Schlichte, gelungene Desserts: Melonenkaltschale mit Eis aus weißer Schokolade und Orangen oder marinierte Erdbeeren mit Minzsorbet und dezent dosiertem Balsamico.

Dazu lässt der große Boss mildtätig seine argentinischen "Puro"-Weine ausschenken, die rund und anschmiegsam und ihren Preis wert sind, es gibt aber auch ein paar Alternativen. Übrigens: Dies ist ein guter Platz für hungrige Nachtschwärmer.

Torbar, Torstraße 183, Mitte, Tel. 55 20 25 82, Öffnungszeiten Di–Do 19–2, Fr–Sa 19-3.30 Uhr

Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

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