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Kein Fan von KI: Papst Leo

© dpa/Gregorio Borgia

„Nur noch Bauern auf dem Schachbrett“: Papst Leo sieht Menschheit durch KI massiv bedroht

Das menschliche Herz gehe inmitten der technologischen Entwicklungen verloren, warnt der Papst in einem Interview. KI befördere Verschwörungstheorien und „Fake-Kram“.

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Papst Leo XIV. hat sich sehr pessimistisch über die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz (KI) auf die Zukunft der Menschheit geäußert. In einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit dem katholischen US-Portal „Crux“ sagte er: „Wenn wir den Wert der Menschlichkeit aus dem Blick verlieren und meinen, dass die digitale Welt alles und das Ziel von allem ist, und wenn die reichsten Menschen der Welt in KI investieren und dabei den Wert des Menschen und der Menschlichkeit total ignorieren, dann muss die Kirche ihre Stimme erheben.“

Der Papst warnte: „Es wird sehr schwer werden, die Gegenwart Gottes in KI zu entdecken. In menschlichen Beziehungen können wir wenigstens Zeichen seiner Gegenwart finden.“ Wenn die Kirche und andere Kritiker nicht ihre Stimme erhöben, bestehe „die Gefahr, dass die digitale Welt ihren eigenen Weg geht und wir nur noch die Bauern auf dem Schachbrett sind oder am Wegesrand liegen gelassen werden“.

„Das menschliche Herz geht verloren“

Mit Nachdruck warnte Leo, dass durch KI auch der Wert der menschlichen Arbeit und damit der Respekt für die Menschen auf dem Spiel stehe. „Menschliche Würde hängt sehr mit der Arbeit zusammen, die wir verrichten. Sie gibt uns Respekt vor uns selbst“. Auch sorge ihn die unglaubliche Geschwindigkeit, in der sich die KI entwickle: „Jedes Mal, wenn ich versuche etwas zum Thema zu sagen, lese ich am nächsten Tag, dass die KI schon wieder einen Sprung gemacht hat“.

„Die Kirche ist überhaupt nicht gegen den technologischen Fortschritt, aber wenn wir die Beziehung zwischen Glaube und Vernunft, zwischen Wissenschaft und Glauben verlieren, wird die Wissenschaft als eine leere, kalte Hülle übrig bleiben und dem großen Schaden zufügen, was die Menschheit ist“, mahnte das Kirchenoberhaupt. „So wie die Dinge jetzt gerade laufen, wird das menschliche Herz inmitten der technologischen Entwicklung verloren gehen“, sagte Leo.

Er selbst habe sich unlängst geweigert, eine KI-Präsenz des Papstes zu autorisieren, mit der Menschen eine „künstliche Papst-Audienz“ hätten haben können. „Wenn es jemanden geben sollte, der nicht durch einen Avatar repräsentiert wird, dann doch wohl der Papst!“, unterstrich Leo XIV.

Zugleich betonte er, dass KI in der Medizin und auf anderen Gebieten große Fortschritte gebracht habe. Dennoch bestehe die Gefahr, dass am Ende eine künstliche Welt geschaffen werde und die Wahrheit verloren gehe. Das zeige sich auch in der Welt der falschen Nachrichten und der Verschwörungstheorien: „Da passiert gerade etwas. Die Leute wollen Verschwörungstheorien glauben und suchen all diesen Fake-Kram – das ist sehr, sehr destruktiv.“

Der Papst, selbst Amerikaner, äußerte sich auch besorgt über die Entwicklungen in den USA unter Präsident Trump. Er betonte zwar, sich nicht in Parteipolitik einmischen zu wollen, aber er wolle auch nicht davor zurückschrecken, relevante Themen anzusprechen. „Es gibt offensichtlich manche Dinge in den USA, die besorgniserregend sind“. (KNA, jmi)

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