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Rettungskräfte arbeiten an der Stelle, an der eine Standseilbahn entgleist ist.

© AFP/PATRICIA DE MELO MOREIRA

Update

16 Tote nach Standseilbahn-Unfall: Deutscher Vater offenbar unter den Opfern in Lissabon

In Portugals Hauptstadt ist die beliebte Standseilbahn „Elevador da Gloria“ entgleist. Mehrere Menschen starben, weitere wurden verletzt. Im ganzen Land gilt heute ein Nationaler Trauertag.

Stand:

Portugal trauert um 16 Todesopfer des Standseilbahn-Unglücks in der Hauptstadt Lissabon. Im ganzen Land gilt am Donnerstag ein von der Regierung ausgerufener Nationaler Trauertag.

Die bei Touristen sehr beliebte Standseilbahn „Elevador da Gloria“ war am Mittwochabend aus bisher ungeklärter Ursache entgleist und gegen ein Haus geprallt. Am Tag danach hat die portugiesische Regierung die Angaben zur Opferzahl korrigiert. Es gebe 16 Todesopfer und fünf Schwerverletzte, erklärte Regierungschef Luis Montenegro am Donnerstag.

Zuvor hatte die Lissaboner Zivilschutzbehörde zunächst von 15 und dann von 17 Todesopfern sowie 21 Verletzten gesprochen. Sie korrigierte ihre Angaben schließlich: In der Nacht seien nicht zwei Menschen ihren Verletzungen erlegen, sondern nur einer. 

Unter den Todesopfern befindet sich offenbar auch ein deutscher Familienvater. Portugiesische Medien berichteten unter Berufung auf Polizeikreise, dass sich der Mann zum Zeitpunkt des Unfalls gemeinsam mit seiner Frau und dem dreijährigen Sohn in der verunglückten Bahn befand.

Die Ursache für den Unfall ist noch unklar.

© imago/Xinhua/IMAGO/Xun Wei

Wie die Online-Zeitung „Observador“ berichtet, soll die Mutter des Kindes schwer verletzt überlebt haben. Sie befinde sich in kritischem Zustand, heißt es. Ihr dreijähriger Sohn wurde demnach nur leicht verletzt, ein Polizeibeamter rettete das Kind. Es wird nun von den Behörden betreut.

Das Auswärtige Amt bestätigt, dass auch Deutsche von dem schweren Standseilbahn-Unglück betroffen sind. „Über die Anzahl gibt es derzeit noch keine verlässlichen Angaben“, hieß es auf dpa-Anfrage aus dem Ministerium in Berlin.

Polizei und Feuerwehrleute sind im Einsatz.

© AFP/PATRICIA DE MELO MOREIRA

Bürgermeister Carlos Moedas sagte im Interview mit dem Fernsehsender „SIC Notícias“: „Es ist ein schrecklicher Abend für Lissabon, sehr schrecklich.“ 

Den ganzen Abend und die Nacht hindurch waren Einsatzkräfte vor Ort. Fernsehbilder zeigten, wie die Bahn auf der Seite lag und stark beschädigt wurde. In Liveübertragungen verschiedener TV-Sender sah man lange Zeit viel Rauch, viele Trümmer. Sirenen heulten pausenlos, die Rettungsteams arbeiteten hektisch und unermüdlich.

Eine Augenzeugin sagte in „SIC Notícias“, die Bahn sei mit lautem Getöse entgleist, die abfallende Straße hinuntergerutscht und gegen ein Gebäude am Restauradores-Platz im Zentrum Lissabons gekracht. „Das war ohrenbetäubend, ich und andere Passanten sind weggerannt.“ Schnell seien Sanitäter und Polizisten an der Unfallstelle gewesen, erzählte die junge Frau, die noch sichtlich mitgenommen war.

Versagten die Bremsen?

Der Nachrichtensender „SIC Notícias“ berichtete unter Berufung auf den Bahnbetreiber, die Lissabonner Verkehrsgesellschaft Carris, als Unfallursache werde ein Versagen der Bremsen vermutet. Die Kriminalpolizei sei mit mehreren Beamten vor Ort und habe bereits Ermittlungen aufgenommen. Einen solchen Unfall mit einer der Standseilbahnen hatte es in Lissabon bisher nicht gegeben.

Das Unternehmen Carris erklärte indessen, dass „alle Wartungsprotokolle“ eingehalten worden seien – insbesondere die für alle vier Jahre vorgeschriebene Generalwartung, die 2022 gemacht worden sei, und die für alle zwei Jahre vorgeschriebene Zwischenwartung, die zuletzt im vergangenen Jahr vorgenommen worden sei.

Die öffentliche Ausschreibung für eine Sanierung der Seilbahn war einem Bericht des portugiesischen Onlineportals „Eco“ zufolge im August aber ohne Auftragsvergabe beendet worden, weil alle Angebote zu teuer gewesen seien. 

So sieht die Bahn normalerweise aus. Hier eine Aufnahme aus November 2023.

© AFP/PATRICIA DE MELO MOREIRA

Portugals Staatsoberhaupt Marcelo Rebelo de Sousa bedauerte den Unfall „zutiefst“ und forderte, dass der Vorfall „rasch von den zuständigen Stellen aufgeklärt“ werde. Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, sprach den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus.

Der „Elevador da Gloria“ wurde im Jahr 1885 eröffnet und ist eine der drei historischen Stadtseilbahnen Lissabons. Er verbindet den zentralen Platz Praça dos Restauradores mit dem höher gelegenen Stadtteil Bairro Alto und legt dabei eine Strecke von rund 200 Metern zurück. Die Bahn ist heute in erster Linie eine Touristenattraktion, sie wird aber auch von vielen Einheimischen benutzt, für die die Strecke zu Fuß zu steil ist. (AFP/dpa/tsp)

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