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Neue brisante Details im Block-Prozess: Mutmaßlicher Chef-Entführer sagt über interne Chatgruppe und Hotelkosten aus
Am 26. Verhandlungstag äußert sich einer der Hauptbeschuldigten zu einer internen Chatgruppe namens „Bring Kids Home“. Christina Block soll darin Erleichterung über sein Handeln gezeigt haben.
Stand:
Im Hamburger Block-Prozess hat der mutmaßliche Chef der Entführer, der auch Geschäftsführer eines israelischen Sicherheitsunternehmens ist, am 26. Verhandlungstag über eine interne Chatgruppe ausgesagt, die offenbar eine wichtige Rolle gespielt hat.
In der Gruppe „Bring Kids Home“ schrieb etwa Christina Block, sie sei erleichtert, dass nun gehandelt werde, weil ihr das Rechtssystem nicht helfen werde, berichtet die „Hamburger Morgenpost“ aus dem Gerichtssaal. Die Richterin fragte den mutmaßlichen Chef der Entführer demnach auch, wie er diese Aussage verstanden habe.
Er erklärte, sein Team habe lediglich Informationen sammeln wollen; mit deutschem Recht sei er nicht vertraut. Dieses Datensammeln lief intern unter dem Titel „Golden Ice #5“, der laut ihm von einem Mitarbeiter vergeben worden war.
Die Richterin legte anschließend eine weitere Nachricht von Block vor, in der sie den Mann über Kontakte zur dänischen Gemeinde Sønderborg und zum Hamburger Jugendamt informierte.
Sie fragte ihn, ob er in diese Schritte eingebunden gewesen sei. Er widersprach dem: Vom ersten Moment an sei klar gewesen, dass sein Team angeheuert worden sei, „um die Kinder nach Hause zu bringen“ – daher auch der Name der Chatgruppe. Das erzwungene Zurückbringen sei aber immer „das letzte Mittel“ gewesen.
Hotelaufenthalte offenbar genau vorbereitet
In derselben Chatgruppe kündigte der mutmaßliche Entführer an, zwei seiner Leute würden anreisen, gebrieft und auf Treffen vorbereitet werden, heißt es.
Er sagte außerdem, eine Mitarbeiterin habe vorab über Block klären lassen, wer im Hotel erscheinen würde, damit Zimmer und elektronische Schlüssel bereitstünden.
Der 68-Jährige gilt als einer der Hauptbeschuldigten, ist im laufenden Prozess aber nicht angeklagt. Nach ihm wurde seit 2024 mit Haftbefehl gefahndet. Für seine Aussage in Hamburg gewährten ihm die Ermittlungsbehörden kürzlich sicheres Geleit.
Kostenlose Unterkunft im Hotel der Block-Familie
Um die Unterbringung der mutmaßlichen Entführer ging es auch zu Beginn des Prozesses am 26. Verhandlungstag. Von seinem Team sei für Unterkunft und Essen im Luxushotel der Familie nie Geld verlangt worden, sagte er am Landgericht. „Es war ganz klar abgeklärt, dass wir nicht bezahlen müssen.“
Für den Hotelaufenthalt seien Übernachtungskosten in Höhe von 225.000 Euro entstanden, berichtet die „Hamburger Morgenpost“ aus dem Prozess. Der mitangeklagte Anwalt der Familie soll in der Sache ebenfalls eine Rolle spielen, heißt es. Auf ihn beruft sich auch der mutmaßliche Chef der Entführer in seiner Aussage vor Gericht.
Der Familienanwalt hätte ihm gesagt, dass das Hotel die beste Unterkunft sei: „Er fürchtete, dass in der Stadt, weil wir ja kein Deutsch sprechen, in irgendeinem normalen Gebäude, Leute Fragen stellen könnten, wer wir sind.“
Gelegentlich hätte er ihm auch die Kosten vorgelegt, aber nicht als Rechnung. „Es wurde zu keinem Zeitpunkt verlangt, dass wir zahlen“, sagte er den Berichten zufolge.
Richterin gab rechtlichen Hinweis
Die Vorsitzende Richterin hatte an einem früheren Prozesstag einen rechtlichen Hinweis mit Blick auf den mitangeklagten Anwalt der Block-Gruppe gegeben.
Der 63-Jährige könne auch wegen Untreue verurteilt werden, weil er die Anweisung gegeben haben soll, die Israelis über Wochen und Monate umsonst im Hotel zu beherbergen.

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Dadurch sei der Elysée Hotel AG ein Schaden von mindestens 200.000 Euro entstanden. Christina Block könne in dieser Sache wegen Beihilfe oder Anstiftung verurteilt werden.
Der Chef des Sicherheitsunternehmens ist in dem Fall auch Beschuldigter und wurde bis kürzlich mit Haftbefehl gesucht. Für seine freiwillige Aussage sicherten ihm die Ermittlungsbehörden sicheres Geleit zu.
Hauptangeklagte ist die Hamburger Unternehmerin Christina Block. Ihr wird vorgeworfen, nach einem langen Sorgerechtsstreit mit ihrem Ex-Mann den Auftrag zur Entführung gegeben zu haben. Die Tochter des Gründers der Steakhaus-Kette „Block House“, Eugen Block, bestreitet das. (Tsp/dpa)
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