
© dpa/Andreas Arnold
Angst vor Terror: Zwei Drittel der Deutschen machen sich Sorgen um Sicherheit auf Weihnachtsmärkten
Seit den Anschlägen in Berlin und Magdeburg ist das Vergnügen vor dem Fest getrübt. Einer Umfrage zufolge gibt es aber weitere Gründe, die von dem Besuch eines Weihnachtsmarkts abhalten.
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Glühwein trinken, Freunde treffen und gebrannte Mandeln essen – das gehört für viele zur Adventszeit dazu. Aber: Sorgen vor Anschlägen auf Weihnachtsmärkten beschäftigen rund zwei Drittel (62 Prozent) der Menschen in Deutschland. Auf die Frage: „In der Vergangenheit gab es Anschläge in Berlin und Magdeburg – macht Ihnen das Sorgen in Bezug auf einen Weihnachtsmarktbesuch?“ antworten 22 Prozent „ja, sehr“ und weitere 40 Prozent „ja, etwas“.
Das ermittelte das Meinungsforschungsinstitut Yougov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Keine Sorgen in Bezug auf einen Weihnachtsmarkt-Bummel machen sich demnach 35 Prozent der Bundesbürger. Das Bild oben zeigt den Markt in Rüdesheim in Hessen im Deztember 2024.
Absperrungen gehören zum Bild
Mit umfangreichen Maßnahmen versuchen Städte und Betreiber, ihre Weihnachtsmärkte so gut es geht zu schützen. Üblich sind etwa Absperrungen an den Zufahrtsstraßen, um Autos oder Lastwagen zu stoppen. Daneben gibt es Polizeistreifen und Wachdienste. Seit 2024 gilt auf Weihnachtsmärkten in ganz Deutschland ein striktes Messerverbot. Wegen der Kosten für die erhöhten Auflagen haben kleinere Kommunen die Märkte abgesagt.
„Halten Sie die Sicherheitsvorkehrungen auf Weihnachtsmärkten für ausreichend?“ Auf diese Fragen antworten 41 Prozent mit Ja, aber 37 Prozent mit Nein, die übrigen Befragten haben dazu keine Meinung.
Hohe Preise schrecken am stärksten ab
Dass sie in diesem Jahr einen Weihnachtsmarktbesuch planen, sagen 59 Prozent von sich. Nicht hingehen wollen 33 Prozent der Befragten. Als wichtigste Gründe, die für sie gegen einen Besuch sprechen, nennen die Befragten: hohe Preise für Essen, Getränke und Waren (53 Prozent), zu große Menschenmengen und Gedränge (50 Prozent), fehlendes Interesse (36 Prozent) und Bedenken wegen der Sicherheit (32 Prozent).
Im Jahr 2016 hatte ein islamistischer Terrorist einen Lastwagen entführt und war damit in den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche gefahren. Dabei starben 13 Menschen, mehr als 70 weitere wurden verletzt.
Im Dezember 2024 fuhr ein Mann mit einem Mietwagen über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg. Bei diesem Anschlag kamen sechs Menschen ums Leben, darunter ein neunjähriges Kind, mehr als 300 weitere Personen wurden verletzt.
Die meisten Märkte öffnen in der Woche vor dem ersten Advent – in Dortmund am 20. November, auf dem Berliner Alexanderplatz am 24., in Dresden am 26. und in Nürnberg am 28. (dpa)
Die Gefahr, dass in Zukunft Weihnachtsmärkte vermehrt abgesagt werden müssen, besteht.
Christian Schuchardt, Präsident des Deutschen Städtetags
Der Deutsche Städtetag forderte angesichts der hohen Sicherheitskosten für Weihnachtsmärkte mehr Unterstützung von Bund und Ländern. „Der Aufwand für die Sicherheit auf Weihnachtsmärkten und auch für andere Innenstadtveranstaltungen ist tatsächlich in den vergangenen Jahren enorm gestiegen“, sagte Christian Schuchardt (CDU), Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, dem „Münchner Merkur“. Die Anforderungen an die Sicherheitskonzepte seien demnach deutlich höher als früher.
Schuchardt hält diese zwar für notwendig, sie stellten aber Veranstalter und Städte „vor enorme finanzielle Herausforderungen“. „Viele der Maßnahmen, die hohe Kosten verursachen, sollen potenzielle Terroranschläge verhindern“, sagte der ehemalige Würzburger Oberbürgermeister.
Terrorabwehr sei aber eigentlich keine kommunale Aufgabe. „Bund und Länder müssen in Zukunft die Finanzierung von Sicherheitsmaßnahmen übernehmen, die Terroranschläge verhindern sollen“, sagte Schuchardt. „Die Gefahr, dass in Zukunft Weihnachtsmärkte vermehrt abgesagt werden müssen, besteht, da die kommunalen Spielräume geringer werden und die Bedrohungslage hinsichtlich möglicher Anschläge nicht abnehmen wird.“ (dpa, lem)
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