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Panorama: Bombenanschlag in Düsseldorf: Neun Verletzte in S-Bahnhof

Bei einem Anschlag mit einer Splitterbombe in einem Düsseldorfer S-Bahnhof sind am Donnerstag neun Menschen verletzt worden, zwei von ihnen lebensgefährlich. Das ungeborene Kind einer hoch schwangeren Frau, die bei dem Attentat ein Bein verlor, konnten die Ärzte nicht mehr retten.

Bei einem Anschlag mit einer Splitterbombe in einem Düsseldorfer S-Bahnhof sind am Donnerstag neun Menschen verletzt worden, zwei von ihnen lebensgefährlich. Das ungeborene Kind einer hoch schwangeren Frau, die bei dem Attentat ein Bein verlor, konnten die Ärzte nicht mehr retten. Es sei von Splittern im Mutterleib tödlich getroffen worden, sagte ein Mediziner der Uniklinik. Die NRW-Landesregierung verurteilte den Anschlag als "abscheuliche Tat".

"Nach den ersten Eindrücken war es ein Sprengsatz mit hoher Splitterwirkung. Die Schäden durch die Druckwelle sind dagegen gering", sagte ein Feuerwehrsprecher. Die übrigen sieben Opfer - fünf Frauen und zwei Männer - seien durch Metallsplitter an Bauch und Kopf zum Teil schwer verletzt worden, teilte die Feuerwehr weiter mit. Die Opfer waren überwiegend Ausländer, die gerade von einem Deutschkurs kamen.

Der Sprengsatz war nach ersten Ermittlungen der Polizei auf einem Fußgängerübergang zum S-Bahnhof "Wehrhahn" an einem Geländer befestigt. Aus Polizeikreisen hieß es, der selbst gebastelte Sprengsatz sei in einer Plastikflasche untergebracht gewesen. Zur Zeit der Explosion hielten sich nach Polizeiangaben nur wenige Menschen in unmittelbarer Nähe der S-Bahn-Passage auf, die ansonsten sehr belebt ist.

Nach Polizeiangaben war das Motiv der Tat am Abend noch völlig unklar. Am Tatort habe die Polizei nichts entdeckt, was auf eine politisch motivierte Tat schließen ließe, sagte ein Sprecher. Man habe beispielsweise kein Bezichtigungsschreiben gefunden. Zunächst gab es keine konkreten Hinweise auf einen Täter. Experten der Polizei und des Landeskriminalamtes suchten nach Spuren und befragten Zeugen. Außerdem habe der für politisch motivierte Straftaten zuständige Staatsschutz Ermittlungen aufgenommen. Zu Vermutungen, ob der Anschlag gezielt einer bestimmten Person gegolten haben könnte, sagte ein Polizeisprecher: "Ausschließen können wir im Augenblick überhaupt nichts."

Der stellvertretende Ministerpräsident Michael Vesper (Grüne) erklärte am Abend: "Ich bin tief bestürzt über diesen brutalen Anschlag. Wer ihn verübt hat, wollte bewusst Menschen verletzen und töten. Den Opfern, speziell der jungen Frau, die ihr Baby verloren hat, gilt unser tiefes Mitgefühl."

Mehrere Rettungsteams waren wenige Minuten nach der Detonation vor Ort, um die Verletzten zu versorgen. Zwei Hubschrauber brachten Verletzte in Kliniken. Die Splitterbombe war um kurz nach 15 Uhr explodiert. Die ersten Rettungskräfte trafen auf "viele Bewusstlose mit großen blutenden Wunden", berichtete die Feuerwehr. Im Eingangsbereich des Bahnhofs lagen Splitter, Brandgeruch hing über dem Ort, der von der Polizei weiträumig abgesperrt wurde.

Der Zugverkehr zwischen Duisburg und Düsseldorf war für eineinhalb Stunden unterbrochen. Vorsorglich war der Strom in den 15 000 Volt führenden Oberleitungen abgestellt worden. Damit wurde auch der Fernverkehr zwischen dem Rheinland und Ruhrgebiet lahm gelegt. Mehr als 50 Züge wurden gestoppt oder umgeleitet. Es kam zu erheblichen Verspätungen. Um 16 Uhr 40 seien alle Gleise wieder frei gewesen, sagte ein Bahnsprecher. Von Bombendrohungen oder Erpressungsversuchen gegen die Bahn sei ihm nichts bekannt, erklärte er. Straßenbahnen und Busse in der Nähe des Explosionsorts wurden umgeleitet.

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