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Maschine schlägt Mensch: "Watson" siegt bei "Jeopardy".

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Update

"Jeopardy": Computer "Watson" schlägt Quiz-Champions

Die Hirnwindungen waren nicht so schnell wie die Schaltkreise: Bei dem US-Spielshowklassiker "Jeopardy" hat der Supercomputer "Watson" zwei menschliche Champions geschlagen.

Nach seinem Sieg surrte er zufrieden. Der Kampf Mensch gegen Maschine ist entschieden – die Maschine hat gewonnen. Der von IBM entwickelte Supercomputer „Watson“ setzte sich in einem dreitägigen Marathon in der TV-Sendung „Jeopardy“ gegen zwei Champions durch, die sich letztlich dem Avatar in ihrer Mitte unterwarfen. „Ich heiße unsere neuen Computer-Herrscher willkommen“, witzelte Ken Jennings mit der letzten Antwort auf seinem Bildschirm.

Gegenüber Computern sollte man keine Witze machen, die merken sich alles. Wer weiß, wann sie die Herrschaft übernehmen. Watson, der von 2800 parallel geschalteten Computern gespeist wird, war bei seinen Auftritten in Amerikas langlebigster Quizshow genauso sympathisch und genau so verschroben wie seine Konkurrenten: Ken Jennings, der 74 Mal gewann, und Brad Rutter, der den Rekordgewinn von rund 3,3 Millionen verbucht.

Jennings und Rutter stand die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben, wenn sie ein ums andere Mal von Watson ausgestochen wurden. Der zeigte bei rund 120 Fragen ein enormes Fachwissen, außerdem eine unschlagbare Geschwindigkeit am Drücker, verblüffte aber am meisten mit seiner Fähigkeit, auch verzwickt und manchmal ironisch gestellte Fragen klar zu verstehen und analysieren zu können.

Eine Auswahl an Watson-Antworten zeigt eindrucksvoll, wie breit dessen Wissen ist. Der Computer kennt die Werke von Michelangelo und die Songs der Beatles, er weiß, dass South Dakota auch „Coyote State“ genannt wird, obwohl das nur ein inoffizieller Kosename ist. Watson kennt sich bei der Europäischen Union aus, versteht die Vielsinnigkeit des Wortes „Schuh“, das im englischen auch ein Hufeisen oder die Spielkarten-Ablage in einem Kasino bezeichnen kann. Watson weiß, aus welchem Museum 2003 ein antikes Relief „und viele andere Sachen“ gestohlen wurden, und er kennt die Charaktere des TV-Klassikers „Saturday Night Life“.

Auch in seinen Fehlern war Watson menschlich: Bei manchen Themen war er überfordert und hielt sich zurück, riskierte das erspielte Geld nicht, und startete wenige Minuten später wieder mit neuem Selbstvertrauen durch. Dass er manchmal danebenlag und etwa die kanadische Metropole Toronto als Stadt in den USA erkannte, sorgte bei den Zuschauern für Gelächter – bei den IBM-Ingenieuren wohl nicht.

Doch die Programmierer können mit Watson letztlich mehr als zufrieden sein. Das in dreijähriger Arbeit entwickelte Monstrum gewann die Jeopardy-Schlacht nicht nur, es gewann deutlich. Satte 77 147 Dollar hatte der Computer am Ende erspielt, seinen Gegnern blieben 24 000 Dollar (Jennings) und 21 600 Dollar (Rutter). Die Beträge waren wohlgemerkt symbolisch. In Wahrheit hatte der veranstaltende Sender ABC ein viel höheres Preisgeld ausgelobt. Watson verdiente mit seinem Sieg eine Million Dollar, die IBM an wohltätige Zwecke spendet.

Eine überschaubare Summe gemessen an den Zukunftsvisionen, die IBM für Watson hat. Der soll künftig nicht etwa durch Spielshows im US-Fernsehen tingeln, sondern in allen denkbaren Branchen tätig werden. Man arbeitet bereits am Einsatz in der Forschung, wo der Prozessor auch komplexe Zusammenhänge erörtern und verstehen kann. Mediziner hoffen auch, dass Watson mit Patienten arbeiten und bei der Beschreibung von Symptomen auf eigene Faust Krankheitsbilder und Therapien ermitteln kann.

Gleichzeitig prophezeihen Blogger, dass künstliche Intelligenz in absehbarer Zeit in den durchschnittlichen Haushalt einziehen wird. Das ist gar nicht so unwahrscheinlich. Computer füllten einst ganze Häuser und passen heute in die Hosentasche. Und frühe Versuche in künstlicher Intelligenz haben sich längst verbreitet: 1997 setzte „Deep Blue“ den Schachgroßmeister Gary Kasparov matt. Heute kann jeder Hobbyspieler seinen Schachcomputer im Taschenformat kaufen.

Watson ist viel weiter. Die Frage nach „einer Fluglinie, die Gitarren zerstört“, beantwortete er korrekt mit „United Airlines": Frachtmitarbeiter hatten im Jahr 2009 ein Instrument der kanadischen Band Sons of Maxwell zerstört, was die Musiker aus dem Flugzeugfenster sahen und zu einem Lied verarbeiteten.

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