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Unfall. Rettungskräfte beobachten im Juni 2011 auf der B2 bei Donauwörth die Bergung eines Autos. 2011 starben auf deutschen Straßen 3991 Menschen. Foto: dpa

© dpa

Panorama: Das gute Wetter ist schuld

Die Zahl der Verkehrstoten steigt 2011 zum ersten Mal seit 20 Jahren.

Jahr um Jahr ist die Zahl der Verkehrstoten gesunken, doch 2011 starben auf deutschen Straßen mehr Menschen als 2010. Von 1991 an war die Zahl nach Angaben des Statistischen Bundesamts rückläufig – nun ist sie angestiegen, und zwar um satte 9,4 Prozent. Im vergangenen Jahr kamen bundesweit 3 991 Menschen im Straßenverkehr ums Leben, 343 mehr als im Vorjahr. „ Alle Verkehrsteilnehmer müssen daran arbeiten, diese Zahl zu verändern“, sagte Michael Ramstetter vom ADAC dem Tagesspiegel.

Besonders betroffen sind die Stadtstaaten Berlin und Hamburg. In der Hauptstadt starben 2011 insgesamt 54 Menschen im Straßenverkehr – etwa 22,7 Prozent mehr als noch 2010. In Hamburg waren es sogar über 50 Prozent mehr. „In Großstädten sind die Zahlen so hoch, weil viele Autos auf engstem Raum unterwegs sind“, sagte Ramstetter, „da liegt es in der Natur der Dinge, dass es öfter knallt“.

Bundesweit lässt sich jedoch feststellen, dass die meisten tödlichen Unfälle außerorts passierten. Von 1756 Autos waren 1564 auf Landstraßen und Autobahnen verunglückt. Ähnlich sieht es bei Motorradfahrern aus, von denen 701 im vergangenen Jahr ihr Leben ließen. Als Ursache für den Anstieg sieht das Statistische Bundesamt vor allem die Witterungsbedingungen, auch Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) machte das Wetter für den Anstieg der Unfallquote verantwortlich. Relativ mildes und trockenes Wetter sorgte dafür, dass die Fahrer schneller unterwegs waren – und folglich häufiger und schwerer verunglückten. „Zur näheren Bestimmung der Ursachen werden wir uns mit den Behörden von Bund und Ländern unterhalten und wenn nötig Forderungen ableiten“, sagte Ramstetter. Die Berliner Polizeipräsidentin Margarete Koppers widerspricht der Schönwetter-Theorie. Sie nannte Fehler beim Abbiegen als Hauptursache für den Anstieg. Bei diesen Unfällen habe es mit 10 783 Fällen gegenüber 2010 einen Anstieg um 6,3 Prozent gegeben. „Unser gemeinsames Ziel muss es sein, die Akzeptanz der Verkehrsregeln nachhaltig zu verbessern und ein stärkeres Bewusstsein der Verkehrsteilnehmer für die selbst erzeugten Gefahren zu wecken“, sagte sie. Besonders tragisch: Bei den insgesamt 493 tödlich verunglückten Fußgängern war etwa die Hälfte über 65 Jahre alt. Auch 49 Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren sind unter den Verkehrstoten.

Frank Reschreiter, Sprecher der Hamburger Innenbehörde, erklärt sich den enorm hohen Anstieg der tödlichen Unfälle in der Hansestadt mit einer „Verkettung unglücklicher Umstände“. Dazu zähle neben der Witterung auch die Tatsache, dass es zwei Schwerstunfälle mit gleich mehreren Toten gegeben habe, die statistisch schwer wögen. Außerdem hätte Hamburg im Jahr 2010 die niedrigste Zahl seit vier Jahrzehnten verzeichnet. „Da haben wir befürchtet, dass wir das nicht ewig halten können“, so Reschreiter. Der ADAC blickt hoffnungsvoll auf den Plan des Bundesverkehrsministers, den Flensburger Punktekatalog zu reformieren. Unter anderem sei eine stärkere Bestrafung von Rasern vorgesehen. Dadurch könnte der Verkehr wesentlich sicherer werden.

Marie-Louise Klose

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