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Panorama: Das Prinzip Piste

Neulich, auf der Piste. Da fielen nicht nur die Snowboarder durch ihren Einheitsdress auf: Hüfthosen sind selbst im Schnee modern, und Klamotten im Karolook.

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Neulich, auf der Piste. Da fielen nicht nur die Snowboarder durch ihren Einheitsdress auf: Hüfthosen sind selbst im Schnee modern, und Klamotten im Karolook. Nein, im Tiroler Partyort Sölden wedeln Wintersportler mit Vorliebe in der spaßigen Einheitskleidung die Kunstschneepiste hinunter: „Dopink“ stand auf den rosa Riesen-T-Shirts über den Skijacken der Jungs mit schwarzen Dreadlock-Perücken. Andere stellten Herkunft und Zusammengehörigkeit mit bunten Baseball-Shirts unter Beweis. Eine Gruppe Frauen provozierte beim Après Ski mit nicht ganz ernst gemeinten Shirts. Auf denen stand: „Chicken Express – Du willst es doch auch!“

Das war der unterhaltsame Vorspann zu einem ernst zu nehmenden Thema: Schulkleidung. Der Tagesspiegel hatte es in Zeiten des Markenzwangs schon vor Jahren zu seiner Sache gemacht. Justizministerin Brigitte Zypries schlug das einheitliche Einkleiden von Schülern später während der Debatte um das Kopftuchtragen als Möglichkeit der Integration vor. Längst haben Brandenburger und Berliner Schulen sportlich-lässige Looks entwickelt – und Schulkleidung eingeführt. Schulkleidung, nicht Schuluniform, denn für Faltenröcke und Blazer macht sich heute niemand mehr stark – wohl aber für einen identitätsstiftenden Dress, der das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit in der Gruppe vermittelt. Der das Verantwortungsbewusstsein stärkt, zu einem besseren Umgang führt und Gespräche über die Bedeutung von Äußerlichkeiten gerade unter Jugendlichen in der Pubertät befördern kann.

Man wünscht sich noch mehr Entschlossenheit, damit das Prinzip Piste funktioniert. So sollten die Kinder nicht nur an einem Tag in der Woche Schulshirts tragen – die vergisst man doch schnell, oder sie sind in der Wäsche. Alle Erstklässler sollten mit dem Lerndress ausgestattet werden. Verordnet werden darf das trotzdem nicht, staatliche Zwangseinkleidung will niemand mehr.

Annette Kögel

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