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Mehrere tausend Aktivisten versuchten am Wochenende den Kohlebetrieb der RWE lahmzulegen und blockierten dabei die Schienen des Tagebaus.

© imago/Michael Trammer

"Ende Gelände" am Hambacher Forst: Demonstranten an Gleisen festgekettet: Notbremsung verhindert Unglück

Tausende Menschen fordern den sofortigen Kohleausstieg und blockierten am Wochenende die Kohlebahn. Dabei hätte ein Triebwagen beinahe Demonstranten überrollt.

Am Rande der Proteste im rheinischen Braunkohlerevier ist ein schwerer Unfall nur knapp verhindert worden. Ein Triebwagen hätte nahe dem Hambacher Forst beinahe zwei Demonstranten überrollt, die sich an Gleisen festgekettet hatten. Das berichtete eine Sprecherin der Polizei am Montagmorgen über den Vorfall vom späten Sonntagnachmittag. Der Lokführer habe eine Notbremsung eingeleitet. Der Triebwagen sei 10 Meter vor den Angeketteten zum Stehen gekommen, die sich gegen Einbruch der Dunkelheit dort postiert hatten.

Der Lokführer erlitt einen Schock. Die Polizei transportierte in dem vom Tagebaubetreiber RWE gemieteten Fahrzeug rund 40 Menschen, die nach der Gleisbesetzung der Hambach-Bahn in Gewahrsam genommen worden waren. Sie blieben unverletzt. Wie viele Menschen bei den Protesten festgenommen oder in Gewahrsam genommen wurden, konnte die Polizei am Montagmorgen noch nicht sagen.

Tausende hatten am Wochenende die Gleise besetzt

Tausende Klima-Aktivisten hatten am Wochenende mit einer Gleis-Besetzung über mehr als 24 Stunden RWE-Kraftwerke vom Kohlenachschub aus dem rheinischen Tagebau Hambach abgeschnitten. Außerdem besetzten Demonstranten über Stunden einen Braunkohlebagger in dem Tagebau am Hambacher Forst. Die jungen Leute forderten in einer Aktion des Aktionsbündnisses Ende Gelände den sofortigen Kohleausstieg und Klimagerechtigkeit.

In der Spitze waren 2500 Aktivisten an der Blockade der Kohlebahn beteiligt, die am Sonntag von der Polizei geräumt wurde. Das Bündnis Ende Gelände sprach von der bisher größten „Aktion zivilen Ungehorsams gegen Kohle“ mit 6500 Aktivisten.

Die Blockade hatte zwar laut RWE keine Folgen auf die Leistung der Kraftwerke. Es seien aber Straftaten verübt worden, die für das Unternehmen einen wirtschaftlichen Schaden in noch nicht zu beziffernder Höhe bedeuteten, teilte das Unternehmen am Sonntag mit. Nach der Räumung müssten aus Sicherheitsgründen Schienen und Gleisbett untersucht und möglicherweise Ausbesserungen vorgenommen werden.

A4 und Bahnstrecke stundenlang gesperrt

Weil Demonstranten über Autobahn und Schiene liefen, waren die A4 und die Bahnstrecke zwischen Düren und Aachen am Samstag stundenlang gesperrt.

Im Zuge der Proteste erstattete die Polizei 400 Strafanzeigen. Die Staatsanwaltschaft Aachen leitete Ermittlungen wegen Landfriedensbruchs ein. Der parlamentarische Beobachter der Linken im Bundestag, Lorenz Gösta Beutin, stellte dagegen am Sonntag zum Ende der Proteste fest: „Die friedlichen Klimaproteste sind das Gegenteil von Landfriedensbruch.“

Die Formen des zivilen Ungehorsams wie das Besetzen von Kohlebaggern, Straßen und Gleisen seien völlig legitim und dürften nicht als Rechtsbruch kriminalisiert werden. „Die Klimaaktivisten sind keine Öko-Terroristen“, stellte er fest.

Verbände wie Robin Wood, Naturfreunde Deutschland und das Kampagnennetzwerk Campact hatten in Kerpen-Buir am Hambacher Forst zu einer Solidaritätskundgebung mit den Aktivisten aufgerufen. Es kamen mit bis zu 3000 Teilnehmern weniger als erwartet. (dpa)

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