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Panorama: Der Ehemann hat sie jahrelang misshandelt - Nach der Verurteilung schießt jetzt ein Cousin die Frau nieder

Der lange Leidensweg einer 23-jährigen Türkin, die in Ingolstadt von der Familie ihres Mannes fast zu Tode gequält wurde, nimmt kein Ende. Etwa zwei Monate nach der Verurteilung ihres Ehemanns und von vier Angehörigen durch das Landgericht Ingolstadt zu hohen Haftstrafen wurde die Frau am Montag in ihrer türkischen Heimatgemeinde Yozgat vom Cousin ihres Ehemanns niedergeschossen.

Der lange Leidensweg einer 23-jährigen Türkin, die in Ingolstadt von der Familie ihres Mannes fast zu Tode gequält wurde, nimmt kein Ende. Etwa zwei Monate nach der Verurteilung ihres Ehemanns und von vier Angehörigen durch das Landgericht Ingolstadt zu hohen Haftstrafen wurde die Frau am Montag in ihrer türkischen Heimatgemeinde Yozgat vom Cousin ihres Ehemanns niedergeschossen. Die 23-Jährige erlitt eine Schussverletzung am Bein, ihr Vater wurde bei dem Angriff erschossen.

Der Fall hat in den türkischen Medien große Resonanz gefunden. Der 25-jährige Schütze wurde kurz nach dem Vorfall von der türkischen Polizei festgenommen. Die 23-Jährige wurde in das örtliche Krankenhaus gebracht. Der Zustand der Mutter von zwei kleinen Kindern sei stabil, hieß es. Der Tod ihres Vaters durch einen Kopfschuss wurde der jungen Frau zunächst verschwiegen. Die 23-Jährige stehe jetzt unter Polizeischutz, berichtete ihr deutscher Anwalt Klaus Wittmann dem "Donaukurier" (Dienstagausgabe). Die Frau war mit den zwei Kindern und mit ihren Eltern zur Hochzeit ihrer Schwester nach Anatolien gereist.

Die heute 23-Jährige war von ihrem Ehemann, dessen Eltern und dessen beiden Schwestern über sechs Jahre hinweg grausam gequält worden. Das Landgericht Ingolstadt hatte den Ehemann im Oktober zu zehn Jahren Haft verurteilt. Seine Mutter erhielt neuneinhalb Jahre Gefängnis, sein Vater acht Jahre. Die Schwägerinnen des Opfers wurden nach Jugendstrafrecht zu vier Jahren und zehn Monaten beziehungsweise vier Jahren Haft verurteilt.

"Sie haben alle Gebote der Menschlichkeit, des Mitgefühls, des Mitleidens und der Hilfsbereitschaft gegenüber einer wehrlosen Person vermissen lassen und die Grenze zur Unmenschlichkeit weit überschritten", hatte das Ingolstädter Gericht die hohen Haftstrafen für die Angehörigen begründet. Sie hatten die 23-Jährige unter anderem geschlagen sowie mit heißen Bügeleisen und kochendem Wasser misshandelt. Die Schwiegermutter hatte ihr mit einer Nagelzwicke Stücke aus der Zunge gerissen. Aus Angst, von ihren Kindern getrennt zu werden, ertrug die Frau alle Qualen. Zuletzt lag sie völlig abgemagert in einem Krankenhaus wochenlang im Koma und blieb nach Angaben der Ärzte nur wie durch ein Wunder am Leben.

Die türkischen Medien hatten ihre Reise in die Heimat genutzt, um ausführlich über den Fall zu berichten. Zu dem Anschlag durch den Cousin ihres Ehemanns kam es, als ein türkischer Fernsehsender einen Filmbeitrag über die Frau und ihr Schicksal drehte.

Der Anwalt Klaus Wittmann hatte seine Mandantin nach eigenen Angaben nach dem Prozess davor gewarnt, in ihr Geburtsland zurückzukehren. Er befürchtete, dass sich die in der Türkei lebenden Verwandten des Ehemannes aus Gründen der Familienehre an ihr rächen könnten. "Ich war schon kritisch, als ich hörte, dass sie in die Türkei will, um der Hochzeit ihrer Schwester beizuwohnen." Der Anwalt hofft, dass die 23-Jährige nun so bald wie möglich nach Deutschland kommt. Ein türkischer Fernsehsender wollte über das Schicksal der Frau berichten. Als das Team im Haus ihres Vaters drehte, wurde die Familie von aufgebrachten Verwandten ihres Mannes überfallen. Als der Vater die Polizei holen wollte, wurde er von dem Täter von einem Balkon aus in den Kopf geschossen. Er war sofort tot. Die herbeigeeilte Tochter wurde am rechten Bein getroffen. Sie liegt auf der Intensivstation, schwebt aber nach Angaben der Ärzte nicht in Lebensgefahr.

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