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Die Auswirkungen des Feuers im Irak.

© AFP/ZAID AL-OBEIDI

Update

„Der ganze Saal ging in Flammen auf“: Mehr als 100 Tote bei Hochzeit im Irak – vier Haftbefehle ausgestellt

Auf Bildern der Katastrophe sind eine eingestürzte und ausgebrannte Halle zu sehen. Auslöser könnten Feuerwerkskörper gewesen sein. Überlebende berichten, das Brautpaar habe überlebt.

Bei einem Brand auf einer Hochzeitsfeier im Irak sind mindestens 114 Menschen ums Leben gekommen und 200 weitere verletzt worden. Das sagte der Gouverneur der nördlichen Provinz Ninive, Nadschim al-Dschaburi, in der Nacht zum Mittwoch.

Der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Saif al-Badr, sprach von 100 Toten und 150 Verletzten. Der Irakische Rote Halbmond rechnet damit, dass die Zahlen weiter steigen.

Auf Bildern der Katastrophe war eine eingestürzte und ausgebrannte Halle im Ort Hamdanijah zu sehen. Überlebende sagten im Fernsehen anschließend, das Brautpaar habe überlebt.

Ein AFP-Fotograf beobachtete, wie am größten Krankenhaus des Orts mehrere Krankenwagen eintrafen. Ein Kühlwagen transportierte demnach Leichensäcke. Vor dem Krankenhaus versammelten sich seinen Angaben zufolge Angehörige von Opfern sowie Einwohner, die Blut spenden wollten.

Vier Haftbefehle ausgestellt

Die irakischen Behörden haben bereits Haftbefehle gegen vier Besitzer des Lokals ausgestellt. Wie die staatliche Nachrichtenagentur INA am Mittwochmorgen berichtete, habe der irakische Innenminister Abdul Amir Al-Schammari außerdem die Bildung eines Untersuchungsausschusses veranlasst. Dieser soll die genauen Umstände des Unglücks klären.

In der Mitteilung des Innenministeriums hieß es demnach: Erste Untersuchungen wiesen darauf hin, dass es sich nicht um einen kriminellen Hintergrund handele. Stattdessen wird vermutet, dass mangelende Sicherheitsvorkehrungen der Grund für das Unglück seien.

Feuerwerkskörper könnten Brand ausgelöst haben

In einer Erklärung des Zivilschutzes hieß es, in der Decke des Festsaals sei „leicht entflammbares und gegen Sicherheitsstandards verstoßendes“ Baumaterial verwendet worden, das durch den Brand herabfiel. Erste Informationen deuteten darauf hin, dass Feuerwerkskörper den Brand ausgelöst haben könnten, hieß es weiter.

Eine 17-Jährige, die das Fest mit Verbrennungen überlebt hat, sagte der Nachrichtenagentur AFP im Krankenhaus: Das Brautpaar „tanzte einen langsamen Tanz, die Feuerwerkskörper stießen an die Decke und der ganze Saal ging in Flammen auf (...). Wir konnten nichts sehen, wir drohten zu ersticken, wir wussten nicht, wie wir herauskommen sollten“, fügte sie hinzu.

Nachwirkungen des Feuers im Irak.
Nachwirkungen des Feuers im Irak.

© dpa/Ismael Adnan

Bis zu 1000 Menschen hätten sich beim Brand in der Halle befunden, sagte die Abgeordnete Ichlas al-Dulaimi gegenüber dem kurdischen TV-Sender Rudaw. Wände und Decken seien eingestürzt. Familien würden nach ihren Angehörigen suchen und Krankenhäuser viele Verletzte mit Verbrennungen behandeln. Sie sprach von einem „großen Desaster“.

Der irakische Regierungschef Mohammed Schia al-Sudani rief die Minister für Gesundheit und Inneres auf, „alle Rettungskräfte zu mobilisieren“, um den Opfern zu helfen. Das Gesundheitsministerium kündigte seinerseits die „Entsendung von Lkw mit medizinischer Hilfe“ aus Bagdad und anderen Provinzen des Landes an und erklärte, dass Einsatzkräfte in Ninive mobilisiert worden seien, um „die Verletzten zu versorgen“.

Die mehrheitlich von Christen bewohnte Ortschaft Hamdanijah ist auch unter dem Namen Karakosch bekannt und liegt östlich der Stadt Mossul.

Im Irak werden Sicherheitsstandards im Bauwesen oft nicht eingehalten, es kommt häufig zu Bränden. Im April 2021 waren nach einer Explosion von Sauerstoffflaschen auf der Corona-Station eines Krankenhauses in der Hauptstadt Bagdad mehr als 80 Menschen ums Leben gekommen. Im Juli 2021 starben bei einem Brand in einem Krankenhaus im Süden des Landes mehr als 60 Menschen.

Kardinal spricht sein Beileid aus

Kardinal Louis Raphael Sako hat den Betroffenen der Brandkatastrophe im irakischen Karakosch sein Beileid ausgesprochen. „Wir erheben gemeinsam unsere Gebete für den Trost der Seelen der Verstorbenen und die baldige Genesung der Verwundeten“, sagte der Patriarch der chaldäischen Kirche und damit Oberhaupt von rund 80 Prozent der irakischen Christen am Mittwoch.

Das jordanische Außenministerium sprach der irakischen Regierung in einer Erklärung ihr Beileid aus. Auch der palästinensische Präsident Mahmud Abbas übermittelte eine Kondolenzbotschaft. (AFP, dpa, KNA)

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