Panorama: Der Herr von Etzelwang
Nicholas Cage hat ein Schloss in der Oberpfalz gekauft. Die Nachbarn warten gespannt
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Etzelwang - Schloss Neidstein in Bayern hat etwas Märchenhaftes an sich. Beim Erklimmen des Schlossberges wandert der Besucher an moosüberwucherten Felsen und alten Bäumen vorbei. Im Wald versteckt taucht dann plötzlich das Schlosstor auf. In diesen historischen Mauern im Landkreis Amberg-Sulzbach wird wohl schon bald ein Hollywoodstar seinen Zweitwohnsitz haben. Schauspieler Nicolas Cage hat das rund 500 Jahre alte Gemäuer vor einigen Monaten gekauft und will das Schloss jetzt von Grund auf sanieren lassen. Die Menschen in der Gemeinde Etzelwang warten gespannt auf ihren prominenten Neubürger. Bürgermeister Ludwig Heinl träumt sogar schon von zünftigen bayerischen Gemeindefesten mit einem echten Oscar-Gewinner. „Wir würden gerne mit ihm in Kontakt kommen“, sagt er.
Dabei weiß Heinl aber auch, dass der 43-jährige Cage das Schloss gekauft hat, um vom Showbusiness ausspannen und seine Ruhe haben zu können.
In Etzelwang verteilen sich die rund 1600 Einwohner auf 14 Ortsteile.
Neidstein kann als kleinster Gemeindeteil gerade einmal zwei Anwesen aufweisen. Die einzigen Nachbarn der Familie Cage werden künftig Heinz Breitfelder und dessen Frau sein. Der Inhaber eines Getränkeheimdienstes kümmert sich seit 38 Jahren um das Schloss, das auch in der Vergangenheit nur sporadisch bewohnt wurde. Denn die vorherigen Eigentümer, die mit der fränkischen Bleistiftdynastie Faber-Castell verwandtschaftlich verbundene Familie von Brand, leben auch in den USA und kamen wegen der großen Entfernung nur zwei bis drei Mal pro Jahr in die Oberpfalz.
Im vergangenen Jahr hatte sich Cage von einer oberbayerischen Immobilienmaklerin verschiedene Objekte zeigen lassen und so auch zwei Mal Neidstein besichtigt. Damals hatte Breitfelder das 900 Quadratmeter große Schloss für den prominenten Interessenten aufgesperrt und die Heizungen aufgedreht, damit der 43-Jährige nicht frieren musste. „Anschließend hat er bei mir Kaffee getrunken und Kuchen gegessen“, berichtet der Schlossverwalter. Seit dem Kauf bekommt Breitfelder regelmäßig Besuch von einem Deutsch sprechenden Manager aus den Vereinigten Staaten, der für Cage die Modernisierung der mittelalterlichen Gemäuer organisieren soll.
In der Region ist der Schauspieler seit vergangenem Sommer das Gesprächsthema Nummer eins. „Das ist Thema am Stammtisch und im Gemeinderat“, berichtet Heinl. Der Rathauschef schaut sich jetzt jeden Cage-Streifen im Fernsehen an, das war vor einem Jahr freilich noch anders: „Meine Söhne kannten Cage schon, aber ich habe mit dem Namen nichts anfangen können“, räumt Heinl ein.
Cage ist ein Sprössling der berühmten Coppola-Familie und hat deutsche und italienische Vorfahren. Bereits sein Großvater war Filmkomponist, und sein Onkel ist der Filmemacher Francis Ford Coppola. Für die Verkörperung eines Alkoholikers in „Leaving Las Vegas“ wurde er mit dem Oscar ausgezeichnet.
Sein neues Schloss ist in einem renovierungsbedürftigen Zustand. Die Schmutzschichten an der Fassade und bröckelnder Putz dokumentieren das eindrücklich. Zudem sind die Fenster undicht und die Elektro- und Sanitäranlagen veraltet. Dies war dem 43-Jährigen beim Kauf bewusst. Die Makler hatten extra darauf hingewiesen, dass der künftige Besitzer des 28 Zimmer großen Anwesens noch eine Menge Renovierungsarbeiten vor sich hat. Wie viel Geld Cage in das Schloss stecken wird, ist allerdings ebenso unbekannt wie der Kaufpreis, den er 2006 bezahlt hat. Ehemals war das Schloss mit 165 Hektar Wald für 1,9 Millionen Euro angeboten worden.
Doch auch nach einer Modernisierung wird sich Cage gegenüber dem Leben in Los Angeles umgewöhnen müssen. Statt Sunset Boulevard gibt es in Etzelwang geflickte Dorfstraßen, statt Promis leben dort bodenständige Oberpfälzer.
Offenbar hat Cage aber genau dies gesucht. In Interviews betont er immer wieder, wie sehr er sich auf sein neues Domizil freut. Zudem möge er deutsches Essen und mache extra einen Deutschkurs, damit er sich auf der gemeinsamen Jagd mit dem Bürgermeister verständigen könne. Gegenwärtig läuft gerade sein Film „Ghost Rider“ in den Kinos. Er spielt in dieser Comic-Verfilmung den Motorradfahrer Johnny Blaze, der einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat. Nacht für Nacht muss er in Gestalt eines Dämons mit brennendem Totenschädel auf seine Höllenmaschine steigen, um das Böse zu vernichten.
Im Dorf munkelt man, dass der neue Schlossherr auch im Landkreis Amberg-Sulzbach bald mit dem Motorrad seine Runden drehen werde. dpa
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