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Naher Osten: Der Jordan trocknet aus

Umweltorganisationen schlagen Alarm – Israelis und Palästinenser entnehmen zu viel Wasser. Der Jordan an der Grenze zwischen Israel und Jordanien wird bereits vom kommenden Jahr an vom Austrocknen bedroht sein.

Darauf haben Umweltorganisationen in einem am Montag vorgestellten Bericht aufmerksam gemacht. Danach leiten Israel, Syrien und Jordanien derzeit 98 Prozent des Wassers aus dem Jordan ab. Aus dem einst mächtigen Fluss sei ein dreckiges, salziges und stinkendes Rinnsal aus Schmutz- und Abwasser geworden, heißt es.

Der neue Umweltbericht listet aber auch Wege auf, wie Israel, Jordanien und die Palästinenser Wasser sparen könnten, damit sich der Jordan wieder erholt. „Damit liegt erstmals eine Studie vor, wie viel Wasser benötigt wird, wo es herkommt und zu welchen Kosten“, sagte der Direktor der überregionalen Umweltorganisation Friends of the Earth Middle East (FOEME), Gidon Bromberg.

Etwa 180 Teilnehmer kamen am Montag zu einer zweitägigen Wasserkonferenz in Amman zusammen, um über die Rettung des Jordans zu diskutieren. Der Jordan sei bis zum Eingreifen des Menschen in das Ökosystem in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts ein bis zu 65 Meter breiter Fluss gewesen, sagte Bromberg. „Heute ist er an einigen Stellen nur noch knöcheltief und man hat schon Mühe, überhaupt Wasser zu sehen.“

Derzeit wird nach Angaben der Umweltaktivisten das unbehandelte Abwasser von Israelis, Palästinensern sowie Jordaniern in den Jordan eingeleitet. Dazu kommen eingeschwemmte Salze sowie Hormone und andere Reste aus Fischteichen. Israel entnimmt nach Angaben der Umweltschützer mit 46 Prozent das meiste Wasser aus dem Jordan.

Die Israelis könnten nach Angaben der Studie 800 Millionen Kubikmeter Wasser einsparen. Dazu müssten lecke Wasserleitungen repariert und Wasserreservoire abgedeckt werden, damit im heißen Sommer nicht so viel verdunstet. Bromberg wies auf das Potenzial hin, das ein „frischer Jordan“ für den Tourismus hätte.

In der Nähe des heutigen Kasr Al Jahud am Unterlauf des Jordan soll der biblischen Überlieferung nach Jesus getauft worden sein. „Touristen haben kein Interesse hierherzukommen, weil der Jordan voll von Ab- und Schmutzwasser ist“, sagte Bromberg. Sicherheitskräfte wiesen heutzutage Touristen auf der jordanischen und israelischen Seite des Jordan darauf hin, dass eine Taufe in dem Wasser gesundheitliche Risiken berge. dpa

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