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REGIEREN IM AUSNAHMEZUSTAND: Der Präsident auf dem Motorrad

Als die Erde unter seinem Land heftig zu beben begann, hatte auch Haitis Präsident René Préval kein Dach mehr über dem Kopf. Auch der mächtige weiße Präsidentenpalast sackte unter den Erdstößen in sich zusammen.

Als die Erde unter seinem Land heftig zu beben begann, hatte auch Haitis Präsident René Préval kein Dach mehr über dem Kopf. Auch der mächtige weiße Präsidentenpalast sackte unter den Erdstößen in sich zusammen. Der Staatschef hat sich nun in einer Polizeiwache am Flughafen der Hauptstadt ein provisorisches Büro eingerichtet und versucht von dort, das schon vor der Katastrophe kaum funktionierende Staatswesen aufrechtzuerhalten. „Die Regierung hat ihre Möglichkeit verloren, richtig zu funktionieren, aber sie ist nicht zusammengebrochen“, sagt Préval, dessen Augen von dunklen Ringen umrandet sind. Von zwei Leibwächtern beschützt gibt der Staatschef nun von der Polizeistation aus seine Anordnungen. In einem Zimmer neben seinem Büro führt Ministerpräsident Jean-Max Bellerive seine Amtsgeschäfte weiter – im eigentlichen Regierungssitz haben hunderte obdachlos gewordene Familien Unterschlupf gefunden. Kräftezehrend waren die vergangenen Tage für Préval. Schon kurz nach dem Beben setzte er sich auf ein Motorrad. Gefolgt von einigen Ministern fuhr er durch Port-au-Prince, um vom Ausmaß der Katastrophe einen ersten Eindruck zu gewinnen. „Wir alle sind Opfer“, sagt der Staatschef. „Diese Tragödie hat auch mich persönlich getroffen: Ich schlafe jetzt bei Freunden, kann kaum ein Auge zumachen. Und ich habe Menschen verloren, die mir nahestanden.“ Vorwürfe, die Regierung sei untätig, lässt er nicht gelten: „Es gibt Menschen, die das Ausmaß des Schadens unterschätzen“, wehrt sich Préval. Es sei „unanständig“, aus dem Leid politisch Kapital schlagen zu wollen. AFP

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