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Panorama: Die Vogelgrippe kommt wieder

Ungarische Gänse sind mit H5N1 infiziert. Der milde Winter könnte das Virus diesmal an der Verbreitung gehindert haben

Die Hoffnung, das Vogelgrippe-Virus werde europäische Nutztiere nach den Aufregungen des letzten Jahres eine Weile ungeschoren lassen, hat sich als verfrüht erwiesen. Gänse, die in der letzten Woche in einem Zuchtbetrieb im Südosten Ungarns verendet sind, sind mit dem Influenza-Virus vom Typ H5N1 infiziert. Der Erreger wurde jetzt in einem EU-Referenzlabor in Großbritannien nachgewiesen. Damit wurde das Vogelgrippe-Virus erstmals seit dem Sommer wieder bei EU-Tieren gefunden. Zuletzt war im August ein Schwan im Dresdner Zoo dem Erreger zum Opfer gefallen. Der Erreger trat zuerst in Asien im Jahr 2003 in Erscheinung. Der Tierbestand der ungarischen Gänsezucht, in der das Virus jetzt auftrat, wurde bereits letzte Woche getötet.

Was bedeutet der Fund für die Nachbarländer Europas? „Die Bestätigung des Verdachts auf H5N1 in Ungarn zeigt, dass immer noch erhöhte Wachsamkeit angeraten ist und das Virus jederzeit von Wildvögeln in den Nutztierbestand übergehen kann“, sagte gestern Elke Reinking, Sprecherin des Bundesforschungsinstituts für Tiergesundheit auf der Ostseeinsel Riems, dem Tagesspiegel. Zuletzt hatte das Institut in einer aktuellen Einschätzung im Dezember das Risiko für hoch erklärt, dass Hausgeflügel sich von Wildvögeln mit dem aviären Influenza-Virus anstecken könnte. Seit dem ersten Nachweis des Erregers, dem in einigen Ländern Asiens auch Menschen zum Opfer gefallen waren, wurde H5N1 in 15 Ländern Europas bei Wildvögeln nachgewiesen, außerdem hatte sich in zwölf Ländern auch Hausgeflügel infiziert. In Deutschland hatte es bisher nur einen Ausbruch in einer sächsischen Geflügelfarm gegeben. Für Entwarnung sei es jedoch zu früh, betont Reinking.

Beim Bundesforschungsinstitut geht man davon aus, dass das Virus weiter unter Wildvögeln kursiert. Wegen des bisher fast durchweg ausgesprochen milden Winters konnte es sich aber wahrscheinlich schlechter verbreiten. Bei großer Kälte, wie sie im letzten Winter etwa auf Rügen herrschte, konzentrieren sich die Tiere an einigen wenigen Futterplätzen. „Schwäne, Enten und Gänse versammeln sich dann auf den wenigen eisfreien Flächen“, erläutert Reinking. Das Virus hat dann leichteres Spiel, zumal die Tiere durch die Kälte und das mangelnde Nahrungsangebot ohnehin geschwächt sind. Auf den Eisflächen sind die verendeten Tiere dann außerdem leichter zu finden, so dass auch mehr Tests gemacht werden. Im Augenblick werden dagegen nur wenige verendete Tiere gefunden. „Sollte das Wetter noch einmal winterlicher werden, dann kann sich das jedoch schnell ändern“, sagt Reinking.

Eine Ansteckung von Menschen setzt einen engen Kontakt mit den Ausscheidungen erkrankter Vögeln voraus.

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