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Zahlreiche Strandkörbe stehen am Strand des Ostseebades auf der Insel Rügen.

© Stefan Sauer/dpa/ZB

Hitze in Deutschland: Doppelte Gefahr

Sobald die Temperaturen steigen, häuft sich die Zahl der Badeunfälle – und der Unwetter.

Strahlender Sonnenschein, Temperaturen über 30 Grad, Badewetter – der Sommer hat sich am Wochenende eindrucksvoll bemerkbar gemacht. Für einige Menschen hatte das Wetter aber tödliche Folgen. In den letzten Tagen haben sich Badeunfälle gehäuft. Mindestens sieben Personen sind am Wochenende in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Berlin, Niedersachsen und Bayern ums Leben gekommen, darunter drei Kinder. Zwei weitere Menschen werden vermisst.

Bei einem Badeunfall in einem Baggersee in Schleswig-Holstein ist eine Fünfjährige ums Leben gekommen. Das Mädchen habe am Sonntag gemeinsam mit anderen Kindern in dem Gewässer in der Gemeinde Buchhorst gebadet und sei unter Wasser geraten, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag in Ratzeburg und Lübeck mit. Helfer von Polizei und Feuerwehr retteten das Kind aus dem Wasser und belebten es wieder. Ein Rettungshubschrauber brachte es in ein Krankenhaus, wo es später starb.

In einem Badesee im niedersächsischen Isenbüttel starb am Sonntag ein 34-Jähriger. Ein 19-Jähriger hatte den im Wasser treibenden Mann noch bemerkt und eine Rettungsaktion organisiert, dieser starb laut Polizei in Gifhorn aber trotz sofortiger Wiederbelebungsmaßnahmen.

Selbstüberschätzung und mangelnder Schwimmunterricht als Ursachen für die Unfälle?

In einem See bei Maschen in Niedersachsen suchten Rettungskräfte nach Polizeiangaben am Sonntag vergeblich nach einem vermissten 22-Jährigen. Die Suche wurde nachts unterbrochen und sollte am Montag weitergehen.

Und es dürften noch mehr werden in diesem Sommer, das sagt die Statistik der vergangenen Jahre. Die Zahl tödlicher Badeunfälle hat sich von 2017 auf 2018 um 100 erhöht – auf 504. Darunter waren 26 Kinder im Grund- und Vorschulalter. Besonders betroffen sind auch ältere Menschen – in 40 Prozent der Fälle waren die Menschen 55 Jahre oder älter. Das geht aus der Statistik der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) hervor. Ein anderes Detail der DLRG-Statistik ist besonders auffällig und könnte erste Rückschlüsse darauf geben, wie es zu den vielen Badeunfällen kommen konnte. Etwa 80 Prozent der Badeopfer sind Männer. Leichtsinn, Risikobereitschaft und Selbstüberschätzung werden von der DLRG als Probleme erkannt. „Viele überschätzen sich nicht nur, sondern unterschätzen auch die Gefahren in Gewässern“, sagt Achim Wiese, Pressesprecher der DLRG. Dass auch viele Kinder unter den Badeopfern sind, erklärt Wiese mit dem mangelnden Schwimmunterricht an deutschen Grundschulen.

Ältere Menschen würden das Risiko durch Erkrankungen oft unterschätzen. Wenn ein Diabetiker ohne gegessen zu haben schwimmen gehe, könnte das schnell zu einer Unterzuckerung führen, erklärt Wiese. Das kann einen Schwindelanfall zur Folge haben.

Unwetter führten zu Zugausfällen, Staus und vorübergehender Sperrung des Luftraums

Die Hitze lässt jedoch nicht nur die Zahl der Badeunfälle steigen, sondern brachte auch starke Unwetter mit sich. Der Deutsche Wetterdienst in Offenbach hatte am Montag vor teils kräftigen Gewittern, Starkregen, Hagel und Sturmböen auf einem breiten Streifen von Baden-Württemberg bis zur Ostsee gewarnt. Die Gewitterlage sollte bis in der Nacht zum Dienstag in Richtung Ostdeutschland noch anhalten. Auch im Norden bestand Unwettergefahr. Im Verlauf der Nacht soll diese aber nachlassen.

Montagmorgen kam es schon zu Problemen in Nordrhein-Westfalen. Dort mussten Pendler auf dem Weg zur Arbeit wegen der Gewitter mit Zugausfällen und Verspätungen kämpfen. Auf den Autobahnen staute sich der Verkehr zeitweise auf etwa 300 Kilometern. Zwischen Ruhrgebiet und Rheinland lief der Bahnverkehr nach einem Blitzeinschlag in Mülheim mehrere Stunden nur stark eingeschränkt. Signale und Weichenstellungen fielen aus, die Züge konnten auf der Hauptachse zwischen Duisburg und Dortmund nur noch langsam fahren oder gar nicht. In Düsseldorf schlug ein Blitz in einen Zug der S-Bahn-Linie ein und legte den Betrieb im Berufsverkehr vorübergehend lahm. Am Montagvormittag wurde der Luftraum über Deutschland teilweise gesperrt. Es gab unter anderem erhebliche Probleme an den Flughäfen Frankfurt, Düsseldorf und Tegel. (mit AFP/dpa)

Dominik Schätzle

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