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Neonatale Intensivstation der Frauenklinik auf dem Gelände des Klinikum Bremen-Mitte in Bremen.

© dpa

Bremer Klinik: Drittes Frühchen von gefährlichem Keim befallen

Aufnahmestopp für die Frühgeborenenstation des Klinikums Bremen-Mitte. Schon wieder haben Ärzte Keime an einem Frühchen entdeckt. Und das trotz umfangreicher Desinfektions- und Prüfmaßnahmen im Januar.

Auch an einem dritten Frühchen im Klinikum Bremen-Mitte sind potenziell gefährliche resistente ESBL-Krankenhauskeime entdeckt worden. Das teilte der Klinikbetreiber Gesundheit Nord am Freitag mit. Bereits am Donnerstag waren dort in Folge einer Routineuntersuchung bei zwei Frühgeborenen so genannte ESBL-Klebsiellen bemerkt worden. In dem Krankenhaus waren im vergangenen Jahr mindestens drei Frühchen an einer Infektion mit den Bakterien gestorben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in insgesamt sechs Fällen wegen des Verdachts fahrlässiger Tötung. Woher die Keime kamen, blieb unklar.
Zwei der drei nun betroffenen Frühchen seien im einem gesundheitlich sehr stabilen Zustand und wiesen keinerlei Anzeichen für den Ausbruch einer Infektion auf, teilte der Klinikbetreiber mit. Sorgen bereite aber das dritte Baby, weil es sich bei diesem im Gegensatz zu den anderen beiden um ein sehr kleines und damit anfälliges Frühgeborenes handle, sagte eine Sprecherin.

Krankenhausbetreiber und Bremer Gesundheitsbehörde verhängten am Freitag einen Aufnahmestopp für die Frühgeborenenstation, die erst im Januar nach sehr umfangreichen Desinfektions- und Prüfmaßnahmen wieder eröffnet worden war. Die Gesundheitsbehörde forderte nach eigenen Angaben am Freitag außerdem ein Expertenteam des Robert-Koch-Instituts (RKI) des Bundes an, um die Ursache des neuen Auftretens der Keime zu klären. Fünf Spezialisten sollten noch am Abend eintreffen, sagte eine Sprecherin von Bremens Gesundheitssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD).
Nach Klinikangaben ist derzeit noch unklar, ob es sich bei dem Keimen auf den drei Frühchen um Vertreter desselben Stammes handelt. Ebenso offen ist, ob der Erregertyp mit dem identisch ist, an dem im vergangenen Jahr Kinder starben. Die Analysen in einem Speziallabor in Bochum dauerten etwa drei Wochen.
Auf der Frühchenstation selbst seien sofort „umfangreiche Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen“ ergriffen worden, teilte der Krankenhausbetreiber mit. Die betroffenen Kinder seien von anderen isoliert worden. Auch das Personal, das diese betreue, werde streng von anderen Patienten getrennt, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Laut Gesundheitsbehördensprecherin wurden zudem alle Mitarbeiter der Frühchenstation verpflichtet, sich auf Keimbefall untersuchen zu lassen.
ESBL-Klebsiellen sind Bakterien, die im Darm jedes Menschen vorkommen. Sie werden zu gefährlichen so genannten Krankenhauskeimen, wenn sie mutieren und resistent gegen Antibiotika werden. Für Erwachsene sind sie trotzdem harmlos, Frühchen ohne funktionierendes Immunsystem sind jedoch bedroht.
ESBL-Fälle kommen in Kliniken häufiger vor, in der Regel handelt es sich aber eher um Einzelfälle. (AFP)

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