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Polizisten und Soldaten stehen inmitten von Tränengasrauch bei einem Erstliga-Spiel zwischen Arema FC und Persebaya FC.

© Yudha Prabowo/AP/dpa

Update

Stadiontragödie mit mindestens 125 Toten: Indonesiens Regierung setzt nach Massenpanik unabhängiges Expertenteam ein

Tausende hatten nach dem Fußballspiel den Platz gestürmt. 34 starben auf dem Spielfeld, alle anderen in Krankenhäusern - die meisten an Sauerstoffmangel.

| Update:

Indonesien hat nach der tödlichen Massenpanik in einem Fußballstadion ein unabhängiges Expertenteam eingesetzt, das die Hintergründe klären soll. Dies wurde am Montag nach einer Sondersitzung der Regierung mit hochrangigen Sicherheitsbeamten bekannt.

Die Regierung hoffe, dass die Polizei ihre Sicherheitsverfahren überprüfen wird, sagte Indonesiens Sicherheitsminister Mahfud MD am Montag.

Die Tragödie mit mindestens 125 Toten in der Stadt Malang ist eine der schlimmsten Stadion-Katastrophen in der Geschichte des Fußballs. Das „Joint Independent Fact Finding Team“ werde aus Regierungsbeamten, Vertretern des Fußballverbandes, Experten, Akademikern und Journalisten bestehen, sagte Sicherheitsminister Mohammad Mahfud.

„Es wird erwartet, dass das Team seine Arbeit in zwei oder drei Wochen abgeschlossen hat“, sagte Mahfud. Die Regierung habe zudem die Nationalpolizei angewiesen, „in den nächsten Tagen“ gegen Personen zu ermitteln, die für die Tragödie verantwortlich sein könnten.

Am Samstagabend war es nach dem Erstliga-Spiel zwischen Arema FC und Persebaya FC in der Provinz Ost-Java zu Ausschreitungen gekommen. Im Anschluss an die 2:3 Heimniederlage von Arema hatten Tausende Fans den Platz des Kanjuruhan-Stadions gestürmt, es kam zu einer Massenpanik.

Behörden erfassten teils Namen der Todesopfer zweimal

Die Behörden hatte die Zahl der Todesopfer am Samstag nach unten korrigiert. „Einige Namen wurden zweimal erfasst, da sie in ein anderes Krankenhaus verlegt und dort erneut aufgeschrieben wurden“, sagte Emil Dardak, Vizegouverneur der indonesischen Provinz Ostjava, am Sonntag dem Sender Metro TV. 124 von 125 Todesopfern seien inzwischen identifiziert worden.

Ein Beamter des Ministeriums für Frauenförderung und Kinderschutz sagte am Montag der Nachrichtenagentur AFP, unter den 125 Toten seien mindestens 32 Kinder. Das jüngste sei drei oder vier Jahre alt gewesen. 

Die Polizei habe Tränengas eingesetzt, um die randalierenden Fans zu zerstreuen, sagte der Polizeichef der Provinz, Nico Afinta, am Sonntag bei einer improvisierten Pressekonferenz. 34 Menschen seien auf dem Spielfeld des Kanjuruhan-Stadions gestorben, alle weiteren in Krankenhäusern, sagte Afinta laut dem Radiosender Elshinta und dem Sender tvOne weiter.

Zur Ursache für die Ausschreitungen machte er zunächst keine Angaben.

Auf Fotos, die auf der Seite von tvOne veröffentlicht wurden, ist unter anderem ein völlig zerstörtes Auto im Stadion zu sehen. Weitere Bilder zeigen den Platzsturm sowie Rauchschwaden auf dem Platz und auf den Tribünen.

Unter den Toten seien auch zwei Mitglieder der Polizei gewesen, sagte Provinzpolizeichef Afinta. Die meisten Menschen seien an Sauerstoffmangel gestorben. Bei den Ausschreitungen wurden überdies 13 Fahrzeuge beschädigt, darunter zehn der Polizei.

Fußballfans stürmen das Spielfeld während Zusammenstößen zwischen Fans im Kanjuruhan-Stadion nach dem Erstliga-Spiel zwischen Arema FC und Persebaya FC.
Fußballfans stürmen das Spielfeld während Zusammenstößen zwischen Fans im Kanjuruhan-Stadion nach dem Erstliga-Spiel zwischen Arema FC und Persebaya FC.

© Yudha Prabowo/AP/dpa

Die Fußball-Clubs Arema und Persebaya sprachen den Opfern und ihren Familien ihr Beileid aus. „Arema FC spricht tiefes Beileid für die Katastrophe in Kanjuruhan aus. Das Management von Arema FC ist auch für den Umgang mit den Opfern verantwortlich, sowohl für die Toten als auch für die Verletzten“, sagte Vereinschef Abdul Haris. Der Club werde ein Krisenzentrum und eine Opferinformationsstelle einrichten.

„Bei den Familien der Opfer entschuldigt sich das Management von Arema FC zutiefst und ist bereit, eine Entschädigung zu leisten. Das Management ist bereit, Vorschläge für den Umgang mit der Katastrophe anzunehmen, damit viele gerettet werden“, erklärte Haris. 

Der indonesische Fußball-Verband (PSSI) setzte den Spielbetrieb in der ersten Liga für eine Woche aus. Arema wurde die Austragung von Heimspielen für den Rest der Saison untersagt. Zudem habe der Verband ein Untersuchungsteam eingesetzt, das noch am Sonntag seine Arbeit aufnehmen sollte.

Rollerfahrer fahren an den Trümmern eines Autos vorbei, das bei Zusammenstößen zwischen Fußballfans nach dem Erstliga-Spiel zwischen Arema FC und Persebaya FC zerstört wurde.
Rollerfahrer fahren an den Trümmern eines Autos vorbei, das bei Zusammenstößen zwischen Fußballfans nach dem Erstliga-Spiel zwischen Arema FC und Persebaya FC zerstört wurde.

© Hendra Permana/AP/dpa

„PSSI bedauert die Aktionen der Aremania-Anhänger im Kanjuruhan-Stadion. Es tut uns leid und wir entschuldigen uns bei den Familien der Opfer und bei allen Beteiligten für den Vorfall“, sagte der Verbandsvorsitzende Mochamad Iriawan. Man werde die Polizei bei der Aufklärung unterstützen. (dpa/AFP)

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