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China: Eine Million Autos stehen still

„Grünes Olympia“ lautet das Motto der Olympischen Spiele 2008 in Peking. Passender wäre jedoch „Gelbes Olympia“. Denn das ist die Farbe, die man im Smoghimmel über der Hauptstadt am häufigsten sieht. Auch ein Fahrverbot brachte keinen Erfolg.

Aus Sorge, dass die Luftqualität die Wettkämpfe überschatten könnte, hat Peking ein Fahrverbot getestet. Vier Tage lang durfte ein Drittel der drei Millionen Benzinfahrzeuge der Stadt nicht fahren. Abwechselnd durften jeweils nur private Autos mit geraden und ungeraden Nummernschild-Ziffern unterwegs sein. Taxis und Behördenfahrzeuge waren ausgenommen. Der Erfolg war bescheiden: Zwar bewegte sich der Verkehr etwas flüssiger durch die Stadt, an den Smogwolken am Himmel änderte sich jedoch nichts. Mit dem bis gestern dauernden Fahrverbot wollten die Organisatoren der Olympischen Spiele testen, wie sich ein geringerer Autoverkehr auf die Luftqualität in der chinesischen Hauptstadt auswirken würde. Peking, ein Moloch mit 15 Millionen Einwohnern, gilt als eine der am stärksten verschmutzten Metropolen der Erde. Die Ozon- und Feinstaubwerte in der Luft sind häufig doppelt so hoch wie die Grenzwerte der Weltgesundheitsorganisation (WHO). An manchen Tagen ist der Smog so dicht, dass die Behörden Kinder und Ältere dazu auffordern, in den Wohnungen zu bleiben. Ideale Bedingungen für Sportler sehen anders aus.

Der Chef des Internationalen Olympischen Komitees, Jacques Rogge, warnte bei einem Besuch in Peking, dass der Smog dazu führen könnte, dass Freiluftwettbewerbe wie Marathon und Radrennen verschoben werden könnten. Zwar hat Peking im Vorfeld von Olympia einige große Fabriken, darunter das Stahlwerk Shougang mit 100 000 Arbeitern, aus dem Stadtgebiet in Nachbarprovinzen verlegt. Trotzdem gibt es im Umland von Peking noch genug Industrieschlote, die Umweltgifte ohne Filteranlagen in die Luft pusten dürfen. Die sollen bei Olympia auch stillstehen. Vielleicht sehen die Pekinger dann wieder den Himmel.

Harald Maass[Peking]

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