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Kari Nordmann, die norwegische Monika Mustermann, und ihre neue Führerschein-App, die sie seit 1. Oktober nutzen kann.

© Statens Vegvesen

Führerschein-App in Norwegen: Handy raus, Verkehrskontrolle!

Seit diesem Monat können die Menschen in Norwegen ihren Führerschein als App runterladen. Das soll den Alltag vereinfachen. Datensicherheit ist kein Thema.

Die Bitte, den Führerschein vorzuzeigen, führt in Norwegen seit dem 1. Oktober zum Griff nach dem Smartphone. Wie schon die kleine Spende für Straßenmusiker und der Waffelverkauf beim Handballturnier der Kinder – die Digitalisierung des Alltags ist im Norden weiter gediehen als in Deutschland.

Die neue App „Førerkort“ (Führerschein) steht seit einer knappen Woche in den App Stores bereit – innerhalb der ersten 24 Stunden sei sie 670.000 Mal heruntergeladen worden, wie die staatliche Verkehrsbehörde berichtet. 5,3 Millionen Millionen Menschen leben in dem Land.

Wenige Stunden, nachdem die App freigegeben worden war, hatten bereits mehrere hundertausend Führerscheininhaber sie heruntergeladen. Das System, das die App mit den Behördendaten verbindet, war vorübergehend überlastet – die Leute mussten sich gedulden.

„Das Handy haben die meisten sowieso immer dabei“

„Wir hatten großes Interesse erwartet“, sagte Behördenchefin Bodil Rönning Dreyer dem norwegischen Sender NRK. „Aber das sich so viele gleichzeitig einloggen wollen, übertrifft unsere Erwartungen.“ Die Behörde geht davon aus, dass zwar mehrere Länder am digitalen Führerschein arbeiten, Norwegen aber das erste Land in Europa mit diesem vollständigen Angebot ist. Das stimmt allerdings nicht ganz – der Kosovo hat das Angebot seit 2018.

Die Daten seien immer auf neuestem Stand, so sei bei Kontrollen leicht ersichtlich, welche Fahrzeugklassen die Nutzer fahren dürften, wird als ein Vorteil genannt. Es müssten zudem künftig weniger Kartenführerscheine produziert werden und niemand müsste mehr wegen eines vergessenen Führerscheins nach einer Kontrolle noch einmal vorsprechen. Ein vergessenes Handy gilt als wenig wahrscheinlich. „Das haben die meisten sowieso immer dabei“, sagte der norwegische Kommunikationsminister Jon Georg Dale zum Start der App.

Auch ein 95-Jähriger hat den Führerschein aufs Handy heruntergeladen

Der älteste Nutzer der App bislang sei 95 Jahre alt. An der Entwicklung hätte man zehn Monate gearbeitet. Dass es so schnell gegangen sei, liege auch an guten Voraussetzungen: Die Daten der meisten Führerscheininhaber waren schon an zentraler Stelle gespeichert. Und Sorgen um die Datensicherheit dieser App macht sich offenbar kaum jemand: In den Berichten zum neuen Service taucht die Frage nicht auf.

Voraussetzung für die Nutzung: Man hat bereits einen registrierten Führerschein im Kartenformat, und das Foto ist bei der Behörde gespeichert. Wenn ein Bild zu alt ist, gibt die App Bescheid. Die Regeln der Nutzung sind auch klar: „Benutzt du den digitalen Führerschein, musst du daran denken, dass dein Handy-Akku für die ganze Autofahrt ausreichend geladen ist, und der Bildschirm muss lesbar sein“, heißt es auf der Behörden-Website.

Freiwilliges Angebot

Die Fahrerlaubnisse im Kartenformat behalten ihre Gültigkeit – auch im scheinbar bald durchdigitalisierten Norwegen denkt man an diejenigen, denen die Entwicklung zu schnell geht. Außerdem: Verlassen norwegische Autofahrer ihr Land, brauchen sie doch wieder den „physischen Führerschein“, also die Plastikkarte. Außerhalb von Norwegen ist die App nämlich vorerst nicht gültig.

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