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Für Luther das „allerschädlichste Jahresfest“: Warum man Fronleichnam feiert – und was die Vision einer Nonne damit zu tun hat
An Fronleichnam gehen die Katholiken bundesweit auf die Straße, um ihren Glauben zu demonstrieren. Wann ist das Fest genau entstanden – und wo wird Fronleichnam überall gefeiert?
Stand:
Am zweiten Donnerstag nach Pfingsten feiert die katholische Kirche das Fest Fronleichnam. In diesem Jahr fällt Fronleichnam entsprechend auf den 30. Mai 2024.
An diesem Tag demonstrieren Katholiken öffentlich ihren Glauben, wie etwa beim Katholikentag in Erfurt. Dabei drücken sie die Überzeugung aus, dass Gott in Brot und Wein unter ihnen ist.
Als sichtbares Zeichen wird eine geweihte Hostie in einem verzierten Schaugefäß, einer Monstranz, feierlich durch die Straßen getragen.
Fronleichnam-Prozession als Provokation?
Der Augsburger Bischof Bertram Meier sieht in Fronleichnamsprozessionen ein Mittel gegen Gleichgültigkeit und Unwissenheit.

© dpa/David Young
Diese Prozessionen seien eine echte Provokation, sagte Meier laut Manuskript am Donnerstag im Augsburger Dom: „Provocare heißt: hervorrufen, herausrufen. Wenn wir nachher auf die Straße gehen, wollen wir die Menschen provozieren, sie herauslocken aus ihrer Reserve, aus ihrer Gleichgültigkeit und Unwissenheit; ja, vielleicht erwächst daraus sogar eine neue Nachdenklichkeit darüber, was wir denn da tun als katholische Christinnen und Christen.“
Wo ist Fronleichnam ein Feiertag?
Fronleichnam ist gesetzlicher Feiertag in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland sowie in einigen Gemeinden in Sachsen und Thüringen.
Was bedeutet Fronleichnam?
Der Name Fronleichnam bedeutet so viel wie „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“. Er leitet sich ab aus dem Mittelhochdeutschen. Dabei steht „vron“ für Herr und „licham“ für Leib.
Welche Ursprünge hat Fronleichnam?
Papst Urban IV. führte Fronleichnam 1264 als allgemeines Kirchenfest ein. Das Fest geht zurück auf eine Vision der Nonne Juliana von Lüttich im Jahr 1209.
Im Alter von 16 Jahren soll sie eine Vision von einem hell strahlenden Mond gehabt haben, der von einer dunklen Linie durchschnitten wurde. Die später zur „Prophetin des Fronleichnamsfestes“ ernannte Nonne deutete dies wie folgt: Der durchschnittene Mond symbolisiere das Kirchenjahr, dem ein hoher Festtag zu Ehren der heiligen Eucharistie fehle.
Mit einer Prozession wurde Fronleichnam erstmals um 1270 in Köln begangen. Während der Auseinandersetzungen in der Reformation entwickelte sich das Fest zu einem trennenden Merkmal zwischen den Konfessionen. Der Reformator Martin Luther bezeichnete es 1527 als „allerschädlichstes Jahresfest“, das in der Bibel keine Grundlage habe.
Der Gegensatz zwischen Katholiken und Protestanten hat sich inzwischen abgeschwächt. Beim Erfurter Katholikentag gab es am Donnerstagvormittag einen gemeinsamen Wortgottesdienst der großen Kirchen, am Abend stand eine katholische Messfeier auf dem Programm. Auch auf evangelischen Kirchentagen gab es zuletzt gemeinsame Fronleichnamsprozessionen. (KNA, Tsp)
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