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Panorama: Gärtnern mit Stift und Papier

Während die Beete noch im Tiefschlaf liegen, sollten Hobbygärtner die Bepflanzung planen.

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Das Gartenjahr 2013 beginnt am Küchentisch: Neben einer Tasse Tee stapeln sich Kataloge mit bunten Bildern.

Blühende Stauden, farbenfrohe Blumen und pralles Gemüse sind darauf abgebildet. Daneben liegen eine Liste und eine Zeichnung vom Garten: Noch lange, bevor die erste Frühlingswärme die Pflanzen im Garten sprießen lässt, sollte der Hobbygärtner sich mit seinem Reich auseinandersetzen. Im Winter ist die Zeit, in der ein Pflanzplan erstellt wird.

Isabelle Van Groeningen, Leiterin der Gartenschule der Königlichen Gartenakademie in Berlin-Dahlem, schaut sich erst einmal Fotos an, die sie im vergangenen Jahr geknipst hat. „Mindestens einmal im Monat sollte man Bilder vom Garten machen“, empfiehlt die Gartenexpertin. Die Fotos der einzelnen Beete legt man nebeneinander und vergleicht. Lücken, die aufkommen, wenn eine Pflanze verblüht ist, oder Dinge, die einen stören, fallen so dokumentiert leichter auf. „Man hat im Winter schon vergessen, wie es im Frühjahr aussah und was einen ärgerte“, sagt die Expertin. „Und nichts ist schlimmer, als wenn man sich im nächsten Frühjahr wieder ärgert.“ Deutlich werden Fehlplanungen häufig im Winter: Dann ist der Garten karg – obwohl es auch winterblühende Pflanzen gibt. In der kalten Jahreszeit spielen auch andere Aspekte wie Formen, Kontraste und Strukturen eine Rolle, erläutert der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) in Bonn. Manche sommergrünen Gehölze haben eine schöne Rinde, die im Winter auffällt. Auf Gräsern legen sich Raureif und Schnee ab und zeichnen diese nach.

Aus dem, was Van Groeningen aus den Bildern des Gartens in den jeweiligen Jahreszeiten schließt, erstellt sie eine grobe Liste, was sie das Jahr über verändern will. „Ich strukturiere um: Was will ich behalten, braucht aber einen neuen Platz? Wohin passt es gut?“ Auch die Höhen der Pflanzen schaut sich die Gartendozentin an: Was wächst den Sommer über höher oder breiter, als man es eigentlich will? So kann sie einen Schnitt rechtzeitig einplanen. Und was muss ganz weg?

Robert Markley rät, das lieber zweimal zu bedenken: „Wer einen alten Baum rausmacht, weint ihm vielleicht Jahre später erst nach“, sagt der Geschäftsführer des Verbandes der Gartenbaumschulen in Haan (Nordrhein-Westfalen). Der Grund: Bis ein neues Gehölz die Größe des alten Baums erreicht habe und dem Garten eine ähnlich wichtige strukturgebende Gestalt werde, dauert es lange.

Nach der Aufgabenliste entsteht ein Plan des Gartens mit allen Pflanzen und mit bestehenden oder künftigen Lücken im Beet – dazu gehören auch jene Löcher, die auftreten, wenn eine Pflanze verblüht ist und abgeschnitten wird. Markley rät, den Plan nicht nur grob zu skizzieren. „Vermessen Sie den Garten so gut wie möglich und erstellen Sie eine maßgetreue Skizze.“ Danach beginnt für die Gartenexperten der schöne Teil des Planens: Sie dürfen Kataloge mit tollen Pflanzenbildern anschauen. „Aber jetzt wird es auch kompliziert: Die Auswahl ist schwierig“, sagt Markley.

Um sich selbst nicht zu überfordern und nur von bunten Bildern leiten zu lassen, sollte man sich auf die Fakten stützen. Ausgewählt wird nur das, was mit den Standortbedingungen der Lückenplätze klarkommt.

Welche Pflanze passt gut an die schattige Nordseite? Oder was blüht schön, so dass ich an der Terrasse im Sommer immer etwas Duftendes habe? Für den Vorgarten sollte man Pflanzen einplanen, die zu allen Jahreszeiten gut aussehen, denn das ist der Teil des Grundstücks, der selbst im Winter gut frequentiert ist. Der BGL rät, auch vor Fenstern auf eine entsprechende Bepflanzung zu achten.

Die Fülle der angebotenen Aktivitäten außerhalb der Arbeitszeit sorgt unter anderem dafür, dass die meisten Menschen über knappe Freizeit klagen. Das gilt auch für Gartenbesitzer, die oftmals mit dem erforderlichen Pflegeaufwand nicht zurechtkommen. Dabei sollte der Garten Freude bereiten und seine Gestaltung und Pflege zur Entspannung beitragen. Dieses Problem war bereits Karl Foerster – Pflanzenzüchter und Gartenbuchautor – bekannt, der mit dem Ausspruch „Garten für den intelligenten Faulen“ in scherzhafter Weise daran erinnert. So scherzhaft ist dieser Ausspruch wiederum auch nicht, denn er zielt darauf ab, die Arbeit im Garten durch intelligente Pflanzenwahl und kluge Anlage des Gartens einzuschränken und den Pflegeaufwand zu reduzieren. Kaum ein Gartenbesitzer ist faul, im Gegenteil, die meisten sind sehr fleißig bemüht, ihr grünes Reich jedes Jahr in eine schöne, blühende Oase zu verwandeln. Etwas weniger Arbeit im Garten ist allerdings immer willkommen. Ein Paradebeispiel können die Taglilien (Hemerocallis) sein, die auf jedem normalen Gartenboden von Jahr zu Jahr größer und schöner werden. Die langen Blätter bedecken die Fläche rund um die Pflanze ideal. Dazu entfalten die Pflanzen im Hochsommer eine Fülle schöner Blüten. Auch Pfingstrosen (Paeonia) zeichnen sich durch Langlebigkeit aus und entwickeln sich im Laufe der Jahre immer üppiger. Der Wollziest (Stachys byzantina) ist mit seinen silbergrau behaarten Blättern eine ideale Pflanze für trockenere Flächen. Gartenbeete und andere Freiflächen können recht pflegeleicht sein, wenn die richtigen Pflanzen gewählt und im rechten Abstand zueinander gepflanzt wurden.

Wer mit offenen Augen durch die Natur geht, findet sogar hier verschiedene Anregungen. Gehölzränder mit einer Fülle von Bodendeckern, anspruchslose Schattenstauden auf dem Waldboden, dicht an dicht stehende Hochstaudenfluren und Bergwiesen mit einer üppigen Blumenpracht sind nur einige Beispiele.

Gerade in kleinen Gärten sollten die wenigen Pflanzen möglichst viel können – also im Frühjahr blühen, im Sommer Früchte tragen und im Herbst eine schöne Blattfärbung haben. Auch muss die Mischung im Beet stimmen. Denn bestimmte Blütenfarben wie das Weiß der im Winter angesagten Christrosen und das Gelb einiger Nadelgehölze kommen vor dunkellaubigen Immergrünen gut zur Geltung, erläutert der BGL.

„Heute weiß ich viel. Aber anfangs habe ich die Fakten immer mit Pflanzlexika recherchiert“, sagt Van Groeningen. Darin sind Pflanzen nach Struktur, Höhe, Blütezeiten und Farben gelistet. Alternativen sind Baumschulkataloge. Darin beschreiben die Gärtner, was sie im Angebot haben – häufig nach den oben genannten Kriterien.

Denn, so betont Markley, wer einfach nur in das Gartencenter oder die Baumschule spaziert, werde leicht verleitet, nur das gerade Blühende und Schöne zu kaufen. „Es ist wie beim Kochen“, vergleicht Van Groeningen. „Man sollte nicht mit leerem Magen in den Supermarkt gehen.“ Denn dort nehme man das mit, was einem ins Auge fällt – und es werde schwierig, daraus in der Küche eine Mahlzeit zusammenzustellen. Stattdessen müsse das Menü schon vor dem Einkauf feststehen. (mit dpa)

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