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Bei Kämpfen rivalisierender Banden in einem Gefängnis in Ecuador sind Dutzende Insassen getötet worden.

© Innenministerium Ecuador/AFP

Update

Gefängniskrawalle mit 44 Toten: Polizei in Ecuador fängt nach Massenausbruch 200 Häftlinge wieder ein

In einem Gefängnis in Ecuador kämpfen Mitglieder rivalisierender Banden gegeneinander. Die Eskalation bestätigt ein massives Problem in dem Land.

Einen Tag nach einem Massenausbruch aus einem Gefängnis in Ecuador hat die Polizei die Festnahme 200 geflüchteten Häftlingen bekanntgegeben. Einsatzleiter Geovanny Ponce sagte am Dienstag, dass von insgesamt 220 Flüchtigen "200 bereits wieder eingefangen" wurden. Dem Ausbruch waren Kämpfe in der Haftanstalt von Bellavista in der Provinz Santo Domingo de los Tsáchilas vorausgegangen, bei denen 44 Insassen getötet wurden.

Nach Angaben der Polizei waren Mitglieder rivalisierender Banden mit Messern aufeinander losgegangen, wobei auch zehn Gefangene und ein Polizist verletzt wurden. Mittlerweile sei wieder "völlige Ruhe" hergestellt worden, sagten Beamte der Nachrichtenagentur AFP bei einem Ortsbesuch im Gefängnis. An den Mauern waren noch Brandspuren sowie ein Loch zu sehen, aus dem die Häftlinge entkommen sein sollen.

Dutzende Angehörige, meist Frauen, drängten sich vor den Toren des Gefängnisses und warteten auf Informationen über ihre Angehörigen. In der Gegend waren bewaffnete Soldaten im Einsatz. In dem Versuch, weitere Gewalt zu verhindern, wurden sechs Bandenführer aus Bellavista in zwei Hochsicherheitsgefängnisse verlegt.

In den chronisch überfüllten Gefängnissen des südamerikanischen Landes kommt es immer wieder zu Ausschreitungen, die oftmals von rivalisierenden Drogenbanden ausgelöst werden. Seit Februar 2021 wurden bei einer Reihe von blutigen Aufständen in Ecuadors Gefängnissen fast 400 Häftlinge getötet. Ecuadors Präsident Guillermo Lasso hatte zuletzt ein Maßnahmenpaket, das unter anderem Begnadigungen sowie mehr Geld für die Gefängnisse vorsieht, erlassen, um der Situation Herr zu werden.

Mit seiner Lage zwischen den bedeutenden Drogenproduzenten Kolumbien und Peru ist Ecuador eine wichtige Drehscheibe für den Drogenschmuggel in die USA und nach Europa. In dem Land nimmt die Zahl der Drogenbanden und damit auch die Gewalt stetig zu. In den ersten vier Monaten des Jahres gab es bereits 1200 Morde.

Mehr als 300 tote Häftlinge seit Anfang 2021

Hintergrund der Kämpfe war Medienberichten zufolge Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern der Gang Los Lobos und deren Splittergruppe R7. Demnach war ein Mitglied von R7 aus einem anderen Gefängnis in die Haftanstalt von Santo Domingo verlegt worden. Das soll die Krawalle ausgelöst haben.

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In Ecuador kommt es immer wieder zu Gefangenen-Meutereien und Kämpfen zwischen verfeindeten Banden. Im vergangenen Jahr kamen dabei über 200 Menschen ums Leben. Daraufhin übernahmen Bundespolizei und Streitkräfte die Kontrolle über die Haftanstalten des südamerikanischen Landes. Wie fast überall in Lateinamerika sind die Gefängnisse in Ecuador überfüllt.

Viele Haftanstalten werden von Verbrechersyndikaten kontrolliert. Oftmals sorgen die Sicherheitskräfte lediglich dafür, dass die Gefangenen in den Haftanstalten bleiben. Innerhalb der Mauern bleiben sich die Häftlinge weitgehend selbst überlassen. Zahlreiche inhaftierte Gang-Bosse steuern die Geschäfte ihrer kriminellen Organisationen aus dem Gefängnis heraus. (AFP, dpa)

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