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Klimastudie: "Golfstrom schwächt sich nicht ab"

Eine Eiszeit muss Europa nicht befürchten. Vorerst jedenfalls nicht. Kieler Forscher bestätigten jetzt in einer Untersuchung, dass der Golfstrom weiterhin günstig auf das Weltklima wirkt.

Kiel - Der Golfstrom im Nordatlantik zeigt trotz des Klimawandels bisher keine Abschwächungstendenzen. Das belegen Langzeitmessungen, die das Leibniz-Institut für Meereswissenschaften IFM-Geomar veröffentlicht hat. Dem warmen Golfstrom verdankt Europa sein mildes Klima. Anders als erwartet, ergaben Strömungsmessungen am Ausgang der Labradorsee zwar große Schwankungen über Zeiträume von Wochen und Monaten, aber keine dramatischen langfristigen Trends, die auf eine Abnahme der Zirkulation hindeuteten.

"Bisher gehen nahezu alle Klimamodelle davon aus, dass sich der Golfstrom in Zukunft abschwächen werde", hob Professor Claus Böning von IFM-Geomar hervor. Einige Forscher meinten, erste Anzeichen dafür in Messdaten erkennen zu können. "Dies wird aber nicht durch unsere Langzeitbeobachtungen bestätigt." Bei den Messungen seit 1996 zeigten sich "im Nordatlantik zwar starke natürliche Schwankungen, aber es gibt keine Anzeichen für Abschwächungen". Die Wissenschaftler wollen ihre Studie auf einem internationalen Symposium vorstellen, das am Montag in Kiel beginnt.

"Empfindliche Stellschraube im Klimasystem"

"Selbst wenn sich die Vorhersagen der Klimamodelle bestätigen sollten, werden wir hier in Europa nicht über kurz oder lang in eine Eiszeit rutschen", sagte Professor Jürgen Willebrand. Er ist einer der Autoren des jüngst veröffentlichten Weltklimaberichts. "Bestenfalls wird die zu erwartende Klimaerwärmung in Nordeuropa etwas moderater ausfallen."

Der Nordatlantik gilt als eine Schlüsselregion für das Weltklima. Das Absinken von Wassermassen in große Tiefen treibt eine globale Ozeanzirkulation an, die über den verlängerten Arm des Golfstroms zu einem angenehm milden Klima in Nordeuropa beiträgt. Dieser Prozess ist aber auch eine sehr empfindliche Stellschraube im Klimasystem - und in der Vergangenheit schon für rasche und einschneidende globale Klimaänderungen verantwortlich gewesen.

Zusammen mit Bremer und Hamburger Meereswissenschaftler arbeiten die Kieler Forscher daher am Aufbau eines "Frühwarnsystems" für Änderungen des Golfstrom-Systems. (tso/dpa)

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